Wie schon in Hiroshima wollten wir natürlich auch in Nagasaki das Atomic Bomb Museum besuchen. Auf eine seltsame Weise fesselt und bedrückt mich dieses Thema einfach total. Vielleicht weil das Thema Atombombe mein erster Anknüpfungspunkt mit Japan war.
Und der Besuch hat sich auch auf eine andere Weise gelohnt, denn es war ein spannender Vergleich zwischen den beiden Museen. Während es in Hiroshima mehr um die Erinnerung an die Geschichte der Opfer geht, empfand ich das Atomic Bomb Museum in Nagasaki eher als eine Art Aufarbeitung. Das Thema wird eher mit etwas „Abstand“ und „Blick in die Zukunft“ gesehen und ich empfand es daher auch nicht so düster. Es geht hier eher um Aufklärung und fast schon wissenschaftlich werden die Folgen des Atombombenabwurfs erklärt, um zu verhindern, dass so etwas noch einmal passiert. Ihr solltet Euch also unbedingt selbst ein Bild davon machen.
Wie komme ich zum Atomic Bomb Museum?
Wenn Ihr nicht wie wir vorher den Peace Park besucht habt und direkt aus der Stadt kommt, dann könnt Ihr mit der roten oder blauen Straßenbahnlinie bis zur Haltestelle Atomic Bomb Museum nutzen.
Alternativ dazu könnt Ihr bis zur Haltestelle Peace Park weiter fahren, diesen zuerst besuchen und dann über das Hypozentrum zum Museum laufen.
Die Geschichte des Atombombenabwurfs über Nagasaki
Der 9. August 1945, am Ende des Zweiten Weltkriegs, war der verheerende Tag, als Nagasaki vom amerikanischen Bombenflugzeug USAF B-29 „ Bockscar “ bombardiert wurde. Das Hauptziel sollte eigentlich Kokura an der Nordostküste von Kyushu sein. Doch an diesem Morgen im August war die Sicht dort so schlecht, dass der Bomber das zweite Ziel an der Westküste von Kyushu ansteuerte – die Stadt Nagasaki.
Nagasaki wurde aufgrund seiner Mitsubishi-Waffenfabrik und seiner großen Schiffbauindustrie als Ziel ausgewählt. Die 4,57 Tonnen schwere „Fat Man“-Bombe explodierte um 11:02 Uhr über Nagasaki. Die Sprengkraft der Bombe ähnelte der von 21,3 kg Tonnen TNT und war fast doppelt so stark wie die von „Little Boy“, die drei Tage zuvor über Hiroshima explodierte.
Doch die Bombe verfehlte die Waffenfabrik Nagasaki, die ihr Hauptziel war. Stattdessen explodierte sie 3 km nordwestlich des geplanten Hypozentrums – direkt über der größten katholischen Kirche Asiens – der Urakami-Kathedrale.
Innerhalb weniger Sekunden wurden die Kirche und der gesamte Vorort Urakami im nördlichen Teil von Nagasaki ausgelöscht. Etwa 74.000 Menschen wurden getötet, fast ein Drittel der 240.000 Einwohner Nagasakis. Alles in einem Umkreis von 1,2 km um das Hypozentrum wurde zerstört, als die Bodentemperaturen zwischen 3000 und 4000 °C erreichten.
Die meisten Männer waren zu dieser Zeit bei der Arbeit oder im Krieg. Dies bedeutete, dass vor allem Frauen, ältere Menschen und Kinder zu den Opfern zählten. Aber auch etwa 58 % der Mitsubishi-Waffenwerke wurden beschädigt und etwa 78 % der Mitsubishi-Stahlwerke zerstört.
Glücklicherweise stoppten die Berge rund um das enge Urakami-Tal, in dem die Bombe explodierte, die Auswirkungen und schützten so die umliegenden Vororte vor noch größeren Schäden. Ein Drittel der Stadt Nagasaki brannte durch die Bombardierung nieder.
Wie auch in Hiroshima starben in den darauffolgenden Monaten und Jahren viele weitere Menschen auf Grund Ihrer Verletzung und durch die Verstrahlung durch die Atombombe.
Heute ist Nagasaki vollständig restauriert und eine lebendige, moderne Stadt ohne nukleare Strahlung, über die man sich Sorgen machen muss. Es ist absolut sicher, die Stadt zu besuchen.
Der Besuch im Atomic Bomb Museum Nagasaki
Nachdem Ihr am Automaten ein Ticket für das Museum gezogen habt, geht es unter einer Kuppel auf einer Art Rundweg zu einer Zeitreise zurück bis ins Jahr 1945. Von der untersten Etage arbeitet Ihr Euch dann wieder nach oben „ans Licht“. Wir fanden diese Konstruktion sehr interessant.
In der Ausstellung könnt Ihr Fotos und Artefakte des Atombombenabwurfs sehen, wie zum Beispiel eine Uhr, die genau zum Zeitpunkt des Bombenangriffs, 11:02 Uhr, stehen geblieben ist. Aber auch die alte Mauer und die Statuen der nahe gelegenen Urakami-Kathedrale, die von der Atombombe getroffen wurde, machen einen beeindruckenden Eindruck. Während in der Stadt nichts mehr auf die Zerstörung hindeutet, finden sich hier auch noch weitere Mauerreste und verbogene Pfeiler, Bahnschienen und vieles mehr.
Obwohl das Atomic Bomb Museum kleiner ist als das Atombombenmuseum in Hiroshima, ist es eine übersichtliche, schöne Ausstellung mit guten englischen Erklärungen. Zudem gibt es immer wieder auch Ausstellungsstücke wie geschmolzenes Glas, die man auch berühren kann, um den Ereignissen des Tages noch näher zu kommen.
In zwei „Kinos“ gibt es auch verschiedene Filme, die das Thema Atombombenabwurf noch etwas näher beleuchten. Hier kommen auch Zeitzeugen zu Wort, die von ihren Eindrücken berichten.
Doch auch das Thema Aufarbeitung und Hoffnung für die Zukunft spielen hier eine große Rolle. Fast schon wissenschaftlich werden die Folgen des Atombombenabwurfs erklärt, um zu verhindern, dass so etwas noch einmal passiert. Das gesamte Museum hat eine starke Friedensbotschaft.
Zudem schlägt das Atomic Bomb Museum auch einen Bogen zur atomaren Bedrohung in unserer heutigen Zeit. So gibt es zum Beispiel eine Illustration einer Karte, die alle Länder zeigt, die heute über Atomwaffen verfügen. Dies zu sehen lässt einen schon schlucken. Gerade in Anbetracht der aktuellen Situation.
Ebenfalls zu sehen, ist der Friedensnobelpreis, der der Stadt 1995 für ihren Einsatz zur Abschaffung von Atomwaffen verliehen wurde
Die Erklärungen der Ausstellungsstücke sind auf Japanisch, Englisch, Koreanisch und Chinesisch. Wenn Ihr möchtet, könnt Ihr auch einen Audioguide (Japanisch, Englisch, Koreanisch, Chinesisch und Spanisch) mieten. Zudem gibt es von 10:00 bis 16:00 Uhr zwei ehrenamtliche Guides, die im Museum für Fragen zur Verfügung stehen. Sie werden „Peace Guides“ genannt und arbeiten kostenlos.
An der Rezeption des Museums gibt es Schließfächer, in denen Ihr Euer Gepäck aufbewahren könnt. Zudem gibt es im Museum ein Café, eine Bibliothek, einen Studienraum und einen Shop.
Die Nagasaki National Peace Memorial Hall für die Opfer der Atombombe
Neben dem Museum befindet sich das riesige und doch minimalistische Denkmal „Nagasaki National Peace Memorial Hall für die Atombombenopfer“ , das 2003 vom berühmten Künstler Kuryu Akira geschaffen wurde.
Das Kunstwerk besteht aus 12 Lichtsäulen, die in den Himmel ragen, mit einer Halle darunter, in der Regale mit Büchern mit den Namen der Verstorbenen der Atombombe stehen. Hier könnt Ihr auch Nachrichten von Überlebenden der Atomexplosion hören und sogar Eure eigene Friedensbotschaft hinterlassen.
Ein Gehweg verbindet die Nagasaki National Peace Memorial Hall mit dem Atomic Bomb Museum. Ein Ort, um zu beten, zu meditieren und nachzudenken. Der Besuch der Gedenkhalle ist kostenlos.
Das Atomic Bomb Museum in Nagasaki im Überblick
- Adresse: 7-8 Hiranomachi, Nagasaki, 852-8117
- Öffnungszeiten: September bis April 8:30-17:30 Uhr | May bis August 8:30-18:30 | verlängerte Öffnungszeiten am 7.-9. August
- Eintritt: Erwachsene 200 Yen | Kinder 100 Yen
- Weitere Informationen: nabmuseum.jp
- Hier gibt es alle meine Tipps für Euren Besuch in Nagasaki
- Neben dem Museum solltet Ihr unbedingt auch den Peace Park und das Hypozentrum besuchen
- Auch in Chinatown und Dejima waren wir unterwegs
- Am Abend waren wir noch auf dem Mt. Inasayama unterwegs und haben die Aussicht genossen
- Noch mehr über den Atombomben-Abwurf in Nagasaki erfahrt Ihr in diesem Buch*
Transparenz und Vertrauen: In diesen Beitrag befinden sich Empfehlungs-Links, welche mit *gekennzeichnet sind. Diese bedeutet für dich keine Mehrkosten, aber: Wenn du über einen dieser Links etwas kaufst, erhalte ich eine kleine Provision. Diese hilf mir, diese Seite zu betreiben und unterstützt den Blog und meine Arbeit. Vielen lieben Dank!