Unser Besuch im Sengan-en Garten in Kagoshima

Von unserem Besuch in Kagoshima habe ich Euch ja schon berichtet. Neben dem Sakurajima war der Sengan-en Garten eines unserer absoluten Highlights. Dieser prachtvolle Garten liegt auf der gegenüberliegenden Seite des Sakurajima-Vulkans und bietet atemberaubende Landschaft auch eine interessante Geschichte, die eng mit der Shimazu-Familie, einer der bedeutendsten Daimyō-Familien Japans, verknüpft ist.

Hier erfahrt Ihr alles wichtige, was Ihr für Euren Besuch im Sengan-en Garten wissen müsst.

Wie komme ich zum Sengan-en Garten?

Eine der einfachsten und bequemsten Methoden, um zum Sengan-en Garten zu gelangen, ist der Bus. Es gibt spezielle Touristenbusse (z. B. der Kagoshima City View Bus), die auf festgelegten Routen durch die Stadt fahren und dabei wichtige Sehenswürdigkeiten ansteuern, einschließlich des Sengan-en Gartens.

Seid Ihr mit dem Mietwagen* unterwegs, dann gibt es vor Ort verschiedene Parkmöglichkeiten, die Ihr nutzen könnt. Hier solltet Ihr ebenfalls keine Probleme haben.

Ganz sportliche haben natürlich auch die Möglichkeit, den Sengan-en Garten zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu besuchen. Es gibt einige Fahrradverleihe in der Stadt, und der Weg zum Garten ist relativ flach und angenehm zu fahren. Alternativ können Sie auch einen Spaziergang entlang der Küste machen, der Ihnen einen schönen Blick auf den Sakurajima bietet. Ihr solltet allerdings beachten, dass der Garten etwas außerhalb liegt. Von der Innenstadt aus seid Ihr daher zu Fuß etwa 1 Stunde, mit dem Rad etwa 20-30 Minuten unterwegs.

Der erste Eindruck – Eine Reise in die Edo-Zeit

Der Sengan-en Garten liegt etwas außerhalb des Stadtzentrums von Kagoshima und damit auch abseits der Hektik er Innenstadt. Schon wenn Ihr das Eingangstor des Gartens durchschreitet, fühlte es sich schnell so an, als würdet Ihr eine Reise in die Vergangenheit antreten.

Der Garten wurde im Jahr 1658 von der mächtigen Shimazu-Familie angelegt, die während der Edo-Zeit in Kagoshima herrschte. Was mich sofort beeindruckte, war die Größe und die Liebe zum Detail, die in der Gestaltung des Sengan-en Garten steckt. Dieser erstreckt sich über eine Fläche von 50.000 Quadratmetern und ist eine perfekte Verschmelzung von Natur und Architektur.

Bereits am Eingang empfängt Euch eine wirklich friedliche Atmosphäre – perfekt, um einmal abzuschalten. Die üppigen Bäume, die kleinen Bäche und die meisterhaft angelegten Wege laden dazu ein, einfach stehenzubleiben und tief durchzuatmen. Im Hintergrund sieht man den majestätischen Sakurajima, der dem Garten eine schnelle dramatische Kulisse verleiht. Kein Wunder, dass die Shimazu-Familie diesen Ort als Rückzugsort wählte.

Die Geschichte des Sengan-en Gartens – Mehr als nur ein schöner Ort

Neben der atemberaubenden Natur hat der Sengan-en Garten auch eine reiche Geschichte zu bieten. Der Garten war nicht nur ein Rückzugsort für die Shimazu-Familie, sondern spielte auch eine wichtige Rolle in der Industrialisierung Japans.

Die Shimazu-Familie und ihre Bedeutung für Japan

Die Shimazu-Familie war eine der mächtigsten und einflussreichsten Familien Japans. Während der Edo-Zeit regierten sie über das Fürstentum Satsuma, zu dem auch Kagoshima gehörte. Was mich besonders faszinierte, war die Tatsache, dass die Shimazu-Familie eine Schlüsselrolle bei der Öffnung Japans gegenüber dem Westen spielte. Als einer der wenigen Fürstentümer Japans pflegte Satsuma schon früh Kontakte zu westlichen Ländern, insbesondere zu Großbritannien.

Im Sengan-en Garten findet ihr ein kleines Museum, das sich mit der Geschichte der Familie und ihrer Errungenschaften beschäftigt. Hier habe ich gelernt, dass der Garten nicht nur ein Ort der Entspannung war, sondern auch ein Zentrum für Innovationen. Die Shimazu-Familie führte in Kagoshima einige der ersten westlichen Technologien ein, darunter moderne Maschinen für die Textil- und Glasproduktion.

Die Shōko Shūseikan – Das industrielle Erbe des Gartens

Ein besonders interessanter Teil des Gartens ist das Shōko Shūseikan, ein Gebäude, das ursprünglich als eine der ersten modernen Fabriken Japans errichtet wurde. Es ist heute ein Museum, das die industrielle Geschichte der Region beleuchtet. Hier können Sie Ihre Maschinen, Werkzeuge und Dokumente aus der Zeit der Meiji-Restauration sehen, die einen faszinierenden Einblick in die frühe Industrialisierung Japans geben. Seit 2015 gehört das Gebäude zudem zum UNESCO Weltkulturerbe.

Besonders beeindruckt ist zu sehen, wie geschickt die Shimazu-Familie den Übergang von der traditionellen Feudalherrschaft zur modernen Industriegesellschaft gemeistert hat. Sie erkannten früh, dass Japan sich dem Westen öffnen und moderne Technologien übernehmen musste, um in der neuen Weltordnung bestehen zu können. Der Sengan-en Garten ist ein Zeugnis für diese Weitsicht und den Pioniergeist der Familie.

Ein Spaziergang durch die Natur

Was mir am Sengan-en Garten besonders gefallen hat, ist, dass er aus verschiedenen Abschnitten besteht, die alle ihre eigene Atmosphäre und Geschichte haben. Während meines Spaziergangs durch den Garten habe ich mich gefühlt, als würde ich ständig von einem Highlight zum nächsten gelangen.

Ein bunter Mix aus Bäumen und Pflanzen

Besonders interessante ist wie schon geschrieben der immer wieder wechselnde Mix an verschiedenen Bäumen und Pflanzen. Neben den für japanischen Gärten typischen in eine feste Form geschnittenen Bäumen gibt es hier auch viele Blumen zu sehen. Bei unserem Besuch im Februar waren vor allem die Pflaumenbäume in voller Blüte, aber auch die ersten Sakura-Blüten durften wir bestaunen.

Dazu kamen sogar Zitrusbäume, die herrlich duftende Früchte trugen. Spannend, wenn man die Jahreszeit bedenkt, in der wir hier unterwegs waren.

Durch sein Klima und die zusätzliche Wärme durch den Sakurajima ist Kagoshima der ideale Ort, um das ganze Jahr über die blühende Natur zu bestaunen. Das macht Ihn damit zu jeder Zeit zu einem geeigneten Ausflugsziel. 

Auch einen kleinen Bambushain könnt Ihr hier erkunden und bestaunen. Ein Tipp für alle, denen Arashiyama zu überlaufen ist. Hier könnt Ihr die Bambus-Bäume in absoluter Stille genießen.

Der spektakuläre Blick auf den Sakurajima

Ein absolutes Highlight des Sengan-en Gartens ist natürlich der atemberaubende Blick auf den Sakurajima. Es gibt mehrere Aussichtspunkte im Garten, von denen aus man diesen beeindruckenden Vulkan in seiner vollen Pracht bewundern kann. Ihr solltet Euch auf jeden Fall für einen Moment auf eine der vielen Bänke setzen, um einfach nur den Ausblick zu genießen. Der Vulkan war an diesem Tag aktiv und man konnte kleine Rauchwolken sehen, die aus dem Gipfel aufstiegen. Ein fast schon surreales Bild, das sich perfekt in die friedliche Umgebung des Gartens einfügte.

Der Vulkan ist ein ständiger Begleiter während eures Besuchs im Sengan-en. Egal, wo ihr euch im Garten befindet, der Sakurajima scheint immer präsent zu sein – mal als imposantes Hintergrundbild, mal als majestätische Kulisse für die filigranen Landschaftsgestaltungen. Einfach nur unglaublich schön und ein weiterer Grund, den Sengan-en zu besuchen.

Die kunstvoll angelegte Bäche und Teiche

Der Sengan-en Garten ist auch bekannt für seine meisterhaft angelegten Wasserlandschaften. Überall im Garten findet ihr kleine Teiche, plätschernde Bäche und andere Wasserwege. Ich kam an einem besonders schönen Teich vorbei, der von farbenprächtigen Koi-Fischen bevölkert wurde. Die Fische schwimmen gemächlich durch das klare Wasser, während sich die umliegenden Bäume im Teich spiegeln. Es war ein Ort, der Ruhe und Gelassenheit ausstrahlte – ideal, um einfach mal die Gedanken schweifen zu lassen.

Übrigens, eine lustige Tradition rund um die Bäche des Senga-en entstand in der Heian-Zeit. Das klare Wasser, das sich durch den Garten windet inspirierte die Shimadzu, einen kleine „Gedichtwettbewerbe“ zu veranstalten. Dabei wurde ein mit Sake gefüllter Becher ins Wasser gegeben. Die Herausforderung des Wettbewerb bestand darin, einen Vers zu verfassen, bevor der Becher eine vorher bestimmte Stelle flussabwärts erreichte. Schaffte der Teilnehmer das nicht, musste er den Becher leer trinken.

Die Schreine des Sengan-en Garten

Die Schreine im Sengan-en-Garten in Kagoshima, Japan, sind spirituelle Orte, die von der reichen Geschichte und Kultur der Region zeugen. Sie sind über den ganzen Garten verteilt, so dass Ihr immer wieder auf den einen oder anderen Schrein, wie den Oniwa Schrein oder den Wassergott-Schrein.

Der kleine Neko Schrein, auch als „Neko Jinja“ bekannt, wurde als Tribut an die Katzen erbaut, die in der Edo-Zeit von der Shimazu-Familie eine besondere Aufgabe erhielten: Sie sollten die Zeit messen. Die Familie beobachtete die Pupillen der Katzen, die sich je nach Tageszeit unterschiedlich weiteten oder verengten, und nutzte dies zur Zeiterfassung. Heute ist der Schrein besonders bei Katzenliebhabern beliebt und zieht jährlich viele Besucher an, die für die Gesundheit und das Wohlergehen ihrer Katzen beten.

Der Sengan-en Garten als Drehort

Der Sengan-en-Garten in Kagoshima ist nicht nur ein historisches und kulturelles Wahrzeichen, sondern auch ein beliebter Drehort für Samurai-Filme und -Serien. Die authentische Atmosphäre, die traditionellen Bauten und die malerische Landschaft bieten eine perfekte Kulisse, um die Welt der Samurai wieder zum Leben zu erwecken. Der Garten war bereits Schauplatz für zahlreiche historische Filme, die das Leben der Samurai und die Geschichte der Shimazu-Familie porträtierten. Haltet die Augen auf, denn oft weisen Schilder auf die entsprechenden Szenen der Filme hin

Besonders die weitläufigen Wege, die traditionellen Teehäuser und die im Edo-Stil errichteten Gebäude im Garten verleihen den Filmszenen eine authentische und zeitlose Atmosphäre. Der Garten, mit Blick auf die Sakurajima-Vulkaninsel und das Kinko-Bucht, bietet eine dramatische Kulisse, die oft in Filmszenen von Samurai-Kämpfen oder bedeutenden Gesprächen eingesetzt wird. Die detailgetreue Gestaltung und die dichte Vegetation tragen dazu bei, dass Szenen aus dem historischen Japan lebendig wirken.

Zum Abschluss ein Besuch im Sengan-en Brand Shop

Am Ende Eures Spaziergang durch den Sengan-en Garten solltet Ihr auf jeden Fall noch einen Blick in den Sengan-en Brand Shop werfen. Hier werden verschiedene regionale Produkte angeboten. So wanderte zum Beispiel eine Halskette aus gepresster Asche des Sakurajima sowie ein mega leckerer Zimt-Tee in unsere Einkaufstasche. Wenn Ihr also auf der Suche nach einem ganz besonderen Souvenir seid, dann ist hier genau der richtige Ort für Euch.

Solltet Ihr Hunger haben, dann könnt Ihr ins neben dem Brand Shop gelegene Ohkatei Restaurant einkehren. Hier könnt Ihr tolle regionale Gerichte genießen.

Weitere Impressionen aus dem Sengan-en Garten

Wie heißt es so schön: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Und deshalb habe ich hier noch ein paar Impressionen aus dem Sengan-en Garten für Euch, um Euch die Schönheit des Gartens etwas näher zu bringen. Ich hoffe, ich kann Euch damit inspirieren, selbst einmal dort vorbei zu schauen.

Ein Abschied mit bleibenden Eindrücken

Als wir den Sengan-en Garten nach mehreren Stunden verließen, fühlten wir uns erfrischt und inspiriert. Dieser Garten ist weit mehr als nur ein schöner Ort – er ist ein lebendiges Stück Geschichte, das die Verbindung zwischen Natur, Kultur und Innovation auf beeindruckende Weise verkörpert. Wenn Sie einmal die Gelegenheit haben, Kagoshima zu besuchen, dann sollte ein Ausflug in den Sengan-en Garten unbedingt auf Ihrer Liste stehen. Egal, ob ihr euch für japanische Geschichte interessiert, die atemberaubende Natur genießt oder einfach nur einen friedlichen Ort zum Entspannen sucht – der Sengan-en Garten wird euch nicht enttäuschen.

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