Wenn Ihr an Japan denkt, kommen Euch wahrscheinlich zuerst Tokio, Kyoto oder vielleicht auch Hiroshima in den Sinn. Aber habt Ihr schon mal von Utsunomiya gehört? Zugegeben, die Stadt in der Präfektur Tochigi ist nicht unbedingt das erste Ziel auf der typischen Japan-Reiseroute – und genau das macht sie so spannend! Denn hier könnt Ihr das authentische, etwas ruhigere Japan entdecken, ohne auf spannende Sehenswürdigkeiten, gutes Essen oder kulturelle Highlights zu verzichten.
Utsunomiya ist besonders bekannt für eine ganz bestimmte Leckerei: Gyoza, die japanischen Teigtaschen. Doch wer denkt, dass sich hier alles nur ums Essen dreht, irrt gewaltig. Zwischen alten Tempeln, unterirdischen Höhlen, riesigen Friedensstatuen und kuriosen Museen hat uns diese Stadt wirklich überrascht. Utsunomiya hat es geschafft, uns mit seiner charmanten Mischung aus städtischem Leben, Natur und einem Hauch von Abenteuer zu verzaubern – und das ganz ohne Touristenmassen.
In diesem Blogbeitrag nehmen wir Euch mit auf unsere Reise durch Utsunomiya. Wir zeigen Euch, was Ihr auf keinen Fall verpassen solltet, wo man am besten schlemmt, welche versteckten Ecken uns besonders beeindruckt haben – und warum sich ein Abstecher in diese unterschätzte Stadt mehr als lohnt. Also, kommt mit uns auf Entdeckungstour durch Utsunomiya.
Ankommen in Utsunomiya – Stadt der Gyoza und Überraschungen
Wenn Ihr von Tokio aus in den Shinkansen steigt und eine knappe Stunde in nördlicher Richtung rauscht, landet Ihr in Utsunomiya. Ihr könnt natürlich auch regionale Bahnen nutzen und so Geld sparen, dann dauert die Fahrt aber deutlich länger. Daher haben wir lieber etwas mehr gezahlt und den Shinkansen genutzt.
Und wir hatten sogar eine kleine Überraschung, denn wir konnte mit dem Disney-Shinkansen fahren. Ein spannendes Erlebnis, das ein kleiner Bonus auf diesem tollen Ausflug war.
Bei unserer Ankunft erwartet uns eine Stadt, die auf den ersten Blick nicht unbedingt wie ein Touristenmagnet wirkt. Keine Tempelriesen wie in Kyoto, kein Fuji-Blick wie in Hakone. Aber genau das macht Utsunomiya so charmant. Es ist eine Stadt, in der man das echte, ungeschönte Japan entdecken kann – ohne Filter und ohne Touristenmassen. Und vor allem: mit einer unfassbaren Liebe zu Teigtaschen. Ja, Ihr habt richtig gelesen – Utsunomiya ist die Gyoza-Hauptstadt Japans. Allein das war schon Grund genug für diesen Tagesausflug von Tokyo aus.
Erstmal stärken: Gyoza-Genuss von früh bis spät
Wenn Ihr in Utsunomiya ankommt, könnt Ihr dem Gyoza-Hype kaum entgehen. Schon am Bahnhof begrüßen Euch überdimensionale Teigtaschen-Skulpturen, und selbst der örtliche Touristenplan ist mit Gyoza-Icons übersät. Mehr als 200 Gyoza-Restaurants gibt es hier – und jedes schwört, die besten der Stadt zu servieren.
Unser erster Stopp: Die berühmte Gyoza Street, in der viele Restaurants befinden. Hier dreht sich alles um die leckeren Teigtaschen. Allerdings öffnen diese Restaurants meist etwas später, so dass wir uns wieder zurück auf den Weg zum Bahnhof machten. Dort fanden wir endlich ein schon offenes Restaurant, in dem wir unsere ersten Gyoza genießen konnten.
Dampfend heiß und knusprig gebraten kamen diese auf den Tisch, gefüllt mit fein gewürztem Schweinefleisch, Kohl und Knoblauch. Dazu ein Schälchen Sojasauce mit einem Hauch Chili-Öl und Pfeffer – simpel, aber unfassbar lecker. Wir haben uns an diesem Tag noch weiter durch gebratene, gedämpfte und frittierte Varianten geschlemmt und dabei festgestellt: Gyoza ist nicht gleich Gyoza. Jede Variante hat ihren Reiz – und man kann tatsächlich den ganzen Tag nichts anderes essen, ohne dass es langweilig wird.
Zwischen Steinen und Stille: Das Oya History Museum
Nach dem kulinarischen Start ging’s für uns raus aus dem Stadtzentrum, Richtung Westen – zum Oya History Museum. Was sich erstmal nach einem langweiligen Museum anhört, ist in Wirklichkeit eine gigantische unterirdische Welt aus Vulkangestein, die einst als Steinbruch diente.
Ich empfehle Euch an der Touristinformation am Bahnhof einen Tagespass zu kaufen. Dieser enthält die Busfahrt sowie den Eintritt zum Oya History Museum sowie in den Ōya-ji Tempel und Ihr könnt dabei etwas Geld sparen.
Schon die Busfahrt dorthin war spannend – kleine Straßen, viel Grün, und plötzlich steht Ihr vor einem unscheinbaren Eingang in den Berg. Drinnen eröffnet sich ein riesiges Gewölbe aus Oya-Stein, bis zu 20 Meter hoch, kühl und mystisch beleuchtet. Es fühlt sich ein bisschen an wie eine Kathedrale unter der Erde.
Früher wurde hier das Material für viele berühmte Gebäude in Japan gewonnen – heute ist es ein Ort für Kunst, Musik und sogar Hochzeiten. Ja, richtig gelesen – in dieser unterirdischen Halle könnt Ihr heiraten. Zwischen alten Steinblöcken und kunstvollen Lichtinstallationen haben wir eine Ausstellung entdeckt, die moderne Skulpturen mit der Geschichte des Ortes verbindet. Eine beeindruckende Kulisse, die Ihr so schnell nicht vergessen werdet.
Der Ōya-ji Tempel – Spiritualität im Stein
Nur einen kurzen Spaziergang vom Oya History Museum entfernt findet Ihr den Ōya-ji Tempel, einen der eindrucksvollsten Orte, die wir auf unserer Reise entdeckt haben. Dieser buddhistische Tempel ist nicht einfach nur ein Gebäude – er ist teilweise direkt in die Felswand gehauen und wirkt dadurch wie eine natürliche Erweiterung des Berges.
Die Atmosphäre hier ist ruhig, beinahe mystisch. Besonders berührend fanden wir die uralten Statuen und Reliefs, die direkt aus dem Oya-Stein gehauen wurden – manche über 1.200 Jahre alt! Im Inneren des Hauptgebäudes befindet sich eine elfköpfige Statue von Kannon, der Göttin des Mitgefühls, die als Nationalschatz gilt. Umgeben von moosbewachsenen Steinen, stillen Teichen und alten Bäumen strahlt dieser Ort eine besondere Form von Ruhe aus. Leider darf im Inneren des Tempels nicht fotografiert werden, aber ich kann Euch sagen, es lohnt sich auf jeden Fall.
Wenn Ihr noch Zeit habt, dann solltet Ihr auf jeden Fall noch im japanischen Garten hinter dem Tempel vorbei schauen. Hier ist es einfach wunderschön und sehr entspannt und man kann natürlich auch weitere tolle Fotos schießen.
Es ist der perfekte Ort, um nach dem Höhlenbesuch noch einmal in sich zu gehen, fernab vom städtischen Trubel. Wer mag, kann auch kleine Opfergaben darbringen oder sich in einem Meditationsraum Zeit zum Innehalten nehmen. Uns hat besonders die Verbindung aus Natur, Geschichte und Spiritualität begeistert – Ōya-ji ist ein stilles Highlight in Utsunomiya, das Ihr nicht verpassen solltet.
Die Heiwa Kannon – Friedenssymbol mit Weitblick
Ebenfalls im Oya-Distrikt thront eine weitere beeindruckende Sehenswürdigkeit über dem Tal: die Heiwa Kannon, eine monumentale Friedensstatue, die der buddhistischen Göttin Kannon gewidmet ist. Die Statue ist ganze 27 Meter hoch und wurde in den 1950er-Jahren als Mahnmal für den Frieden nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet.
Sie wurde direkt in die Oya-Felswand gemeißelt – eine wahre Meisterleistung der Steinbildhauerei. Wenn Ihr vor ihr steht, spürt Ihr sofort ihre stille Größe. Die Figur wirkt nicht einschüchternd, sondern gütig und schützend – mit einem Blick, der weit über das Tal hinausgeht. Am Fuße der Statue befindet sich ein kleiner Park mit Sitzgelegenheiten und Hinweistafeln, die den Hintergrund der Statue und die Geschichte des Oya-Steins erklären.
Es lohnt sich, ein paar Minuten in der Umgebung zu verweilen und die Atmosphäre auf Euch wirken zu lassen. Von hier oben habt Ihr außerdem eine schöne Aussicht auf die umliegende Landschaft, besonders bei klarem Wetter. Die Kombination aus religiöser Symbolik, Handwerkskunst und Friedensbotschaft hat uns sehr beeindruckt – die Heiwa Kannon ist ein Ort, der still wirkt, aber tief nachhallt.
Kleine Fluchten im Herzen der Stadt
Wenn Ihr nicht bis zum Ōya-ji Tempel fahren möchtet, habt Ihr auch im Zentrum die Möglichkeit einen Moment der Ruhe zu finden – zum Beispiel im Utsunomiya Futaarayama Schrein, dem spirituellen Herz Utsunomiyas. Auf einem kleinen Hügel mitten in der Stadt gelegen, führt eine steile Treppe hinauf zum Haupteingang. Oben angekommen, erwartet Euch eine Oase der Stille. Der Schrein ist nicht riesig, aber wunderschön gepflegt, mit roten Torii, goldenen Verzierungen und einem tollen Blick auf die Stadt.
Besonders beeindruckend fanden wir die alten Zedern, die hier über Jahrhunderte gewachsen sind – sie verleihen dem Ort etwas Majestätisches. Auch wenn gerade keine Zeremonie stattfindet, liegt eine feierliche Ruhe in der Luft. Die Atmosphäre lädt zum Durchatmen ein – besonders nach einem Vormittag voller Gyoza und Sightseeing.
Auch der Hozoji-Tempel , der ruhig und ein wenig versteckt nicht weit vom Bahnhof entfernt liegt ist perfekt für einen kurzen Abstecher. Schon beim Betreten empfängt Euch ein hübsches Eingangstor mit wachsamen Wächterfiguren. Besonders beeindruckend fanden wir die alte Bronzeglocke, die früher täglich zum Sonnenuntergang geläutet wurde.
Auf dem Gelände entdeckt Ihr viele liebevoll gestaltete Details: kleine Buddha-Statuen, steinerne Laternen und kunstvoll verzierte Reliefs. Der Tempel ist nicht groß, aber gerade diese intime Atmosphäre macht ihn so charmant. Wenn Ihr einen Ort sucht, um kurz zur Ruhe zu kommen und ein bisschen spirituelle Luft zu schnuppern, seid Ihr hier genau richtig.
Shopping mit Charme: Orion Dōri und seine versteckten Perlen
Nach einer Pause im Schrein habt Ihr vielleicht Lust auf etwas Shopping. Wie wäre es mit einem Bummel durch die Einkaufsstraße Orion Dōri – einem überdachten Arcade-Boulevard mit einem Mix aus modernen Läden, schrulligen Boutiquen und alten Teehäusern. Hier trifft Retro-Charme auf J-Pop-Kultur. Besonders gefallen hat uns das Angebot an Second-Hand-Läden – nicht diese ultra-coolen Hipstergeschäfte wie in Tokio, sondern kleine, liebevoll geführte Shops mit Kimonos, Schallplatten und Vintage-Kram.
Auch kulinarisch gibt’s hier einiges: eine Crêperie, die eher wie ein Puppenhaus aussieht, ein Café mit Jazzplatten an den Wänden, und – Ihr ahnt es – noch mehr Gyoza. Unser Highlight: ein winziger Plattenladen, der gleichzeitig als Bar fungiert. Der Besitzer, ein älterer Herr mit endloser Jazzkenntnis, hat uns stundenlang Musik empfohlen und Geschichten erzählt. Orion Dōri ist kein Ort für große Marken oder Shopping-Stress – aber ein Paradies für Schatzsucher und Neugierige.
Naturidylle am Stadtrand: Der Hachimanyama-Park
Nach so vielen Eindrücken wollt Ihr vielleicht raus ins Grüne – dann empfehle ich Euch den Hachimanyama-Park. Dieser Stadtpark liegt etwas erhöht und bietet eine schöne Mischung aus Spazierwegen, vielen kleinen Möglichkeiten für Aktivitäten und einem Aussichtsturm. Von oben habt Ihr einen tollen Blick über ganz Utsunomiya – besonders bei Sonnenuntergang ein Traum. Der Park ist beliebt bei Familien und Joggern, aber nie überlaufen. Hier kann man zwischen Azaleen und Kirschbäumen entspannen, ein Picknick machen oder einfach den Eichhörnchen zuschauen.
Wer noch mehr Lust auf Bewegung hat, findet rund um den Park zahlreiche Wanderwege, die durch kleine Bambuswälder führen. Für uns war das die perfekte Möglichkeit, das urbane Utsunomiya mit seiner überraschend grünen Umgebung zu verbinden. Und das Beste: Direkt unterhalb des Parks gibt’s wieder – Ihr ahnt es – ein Gyoza-Restaurant.
Übernachten in Utsunomiya – Vom Businesshotel bis zur heißen Quelle
Utsunomiya ist vielleicht keine Touristenhochburg wie Tokio oder Kyoto, aber was Unterkünfte* angeht, hat die Stadt uns wirklich positiv überrascht. Egal ob Ihr nur für eine Nacht bleibt oder ein paar Tage länger in der Region verbringen wollt – hier findet Ihr für jedes Budget die passende Schlafgelegenheit.
Die meisten von Euch werden wahrscheinlich in einem der zahlreichen Businesshotels landen, die rund um den Bahnhof liegen. Praktisch, sauber, bezahlbar – und oft mit richtig gutem Frühstück. Ihr könntet zum Beispiel im Richmond Hotel* übernachten, das super zentral liegt, gemütliche Zimmer hat und mit besonders freundlichem Personal punktet. Wer’s noch günstiger mag, findet auch einige solide Capsule Hotels, die inzwischen weit mehr Komfort bieten, als man denkt – perfekt für Solo-Reisende.
Wenn Ihr etwas Besonderes sucht, lohnt sich der Blick ins Umland: In der Nähe von Utsunomiya gibt es ein paar Onsen-Ryokans, also traditionelle Gasthäuser mit heißen Quellen. Ideal, wenn Ihr Euch nach einem Sightseeing-Tag richtig entspannen wollt. Besonders schön sind die Ryokans im ländlicheren Teil von Oya – dort könnt Ihr nicht nur baden, sondern auch den Sternenhimmel genießen, der in Utsunomiya erstaunlich klar ist. Ob praktisch und citynah oder naturnah und entspannend: Utsunomiya bietet mehr Übernachtungsoptionen*, als man auf den ersten Blick vermutet – und genau das macht die Stadt auch in Sachen Unterkunft zu einem echten Geheimtipp.
Abschied mit Geschmack: Gyoza zum Mitnehmen und letzte Eindrücke
Bevor es zurück nach Tokio ging, haben wir uns natürlich noch mit Gyoza-Souvenirs eingedeckt. Im Bahnhof findet Ihr Mitnahmeboxen in allen Variationen – von klassisch bis vegan. Dazu gibt’s T-Shirts, Schlüsselanhänger, Magnete – alles mit Teigtaschen-Motiv.
Ein letzter Spaziergang durch die Straßen, ein letzter Blick auf den Futarayama-Schrein im Abendlicht, ein letztes „Kanpai!“ mit Nikko-Bier – und schon sitzt man wieder im Shinkansen. Zurück in die Großstadt, aber mit dem Gefühl, etwas Besonderes entdeckt zu haben. Utsunomiya ist kein klassisches Reiseziel – aber genau deshalb so spannend. Eine Stadt, die mehr ist als ihre Gyoza. Aber ja – die sind schon ziemlich genial.
Transparenz und Vertrauen: In diesen Beitrag befinden sich Empfehlungs-Links, welche mit *gekennzeichnet sind. Diese bedeutet für dich keine Mehrkosten, aber: Wenn du über einen dieser Links etwas kaufst, erhalte ich eine kleine Provision. Diese hilf mir, diese Seite zu betreiben und unterstützt den Blog und meine Arbeit. Vielen lieben Dank!