Wenn Ihr auf der Suche nach einem ungewöhnlichen Reiseziel seid, das Geschichte, Kultur, Kunst und ein kleines bisschen Gänsehaut miteinander verbindet, dann solltet Ihr unbedingt das Oya History Museum in der Präfektur Tochigi auf Eure Liste setzen.
Dieses Museum ist kein klassisches Ausstellungshaus mit Vitrinen und Infotafeln – nein, hier geht es in die Tiefe. Wortwörtlich. Das Museum befindet sich in einem ehemaligen unterirdischen Steinbruch, in dem über viele Jahrhunderte der berühmte Oya-Stein abgebaut wurde. Heute ist daraus ein faszinierender Ort geworden, der seinesgleichen sucht.
Der erste Schritt durch das Museumstor fühlt sich an wie der Beginn einer Reise in eine andere Welt. Umgeben von kühler Luft, Felswänden und gedämpftem Licht taucht Ihr in eine Umgebung ein, die so ganz anders ist als das bunte, laute Japan, das man aus Städten wie Tokio oder Osaka kennt. Hier unten herrscht Ruhe. Eine fast meditative Stimmung, die sofort in ihren Bann zieht. Schon allein deswegen lohnt sich der Besuch.
- Adresse: 909 Oyamachi, Utsunomiya, Tochigi 321-0345
- Öffnungszeiten: April bis November 9:00 bis 17:00 Uhr (letzter Einlass 16:30 Uhr) Dezember bis März 9:30 bis 16:30 Uhr (letzter Einlass 16:00 Uhr)
- Eintritt: Erwachsene: 800 Yen | Kinder: 400 Yen
- Weitere Informationen: www.oya909.co.jp

Ein erster Blick – Was ist das Oya History Museum?
Das Oya History Museum (Oya Shiryokan) liegt etwa acht Kilometer westlich von Utsunomiya und gehört zu den eindrucksvollsten Orten der Region. Der Eingang liegt unscheinbar zwischen grünen Hügeln, aber was sich darunter verbirgt, ist einfach nur spektakulär.

Der unterirdische Steinbruch ist riesig – über 20.000 Quadratmeter Fläche, mit Gängen, Hallen, Säulen und Plateaus, die bis zu 60 Meter tief in den Fels reichen. Die gleichmäßigen Schnittkanten zeugen von der jahrzehntelangen Handarbeit, mit der der Oya-Stein hier abgetragen wurde. Im Museum werden nicht nur die historischen Werkzeuge und Methoden des Abbaus gezeigt, sondern auch wechselnde Kunstausstellungen und kulturelle Events veranstaltet.

Besonders beeindruckend ist die riesige Hauptkammer – eine Halle, so groß wie eine Kathedrale. Die Decken sind hoch, die Wände geradlinig und massiv, und die Ausleuchtung erzeugt eine fast sakrale Stimmung. Es ist kaum zu glauben, dass Menschen diese gewaltigen Räume ohne moderne Maschinen geschaffen haben. Die kühle Temperatur und der besondere Geruch von Stein und Erde verleihen dem Ort eine Atmosphäre, die an eine Mischung aus Science-Fiction und Zeitreise erinnert.

Die Anreise – So kommt Ihr zum Oya History Museum
Von Tokio aus nehmt Ihr am besten den Shinkansen bis nach Utsunomiya – das dauert etwa 50 Minuten. Vom Hauptbahnhof in Utsunomiya aus gibt es Busverbindungen zum Oya History Museum (Fahrtzeit ca. 30 Minuten) oder Ihr nehmt ein Taxi, was etwas schneller, aber auch teurer ist.

Ich empfehle Euch, in der kleinen Touristinformation am Bahnhof ein Kombiticket zu kaufen. Dieses beinhaltet nicht nur die Fahrt mit dem Bus, sondern auch den Eintritt zum Oya History Museum und zum Ōya Tempel, und spart Euch damit einiges an Geld.

Die Busfahrt selbst ist bereits ein kleines Erlebnis: Sie führt vorbei an Reisfeldern, alten Häusern und durch die sanften Hügel der Region. Unterwegs bekommt Ihr einen Eindruck davon, wie ländlich und naturverbunden diese Ecke Japans ist – ganz anders als die Metropolen.

Auch mit dem Auto ist das Oya History Museum gut zu erreiche. Parkplätze sind ebenfalls vorhanden, falls Ihr mit dem Mietwagen* unterwegs seid. Besonders schön ist ein Besuch im Frühling oder Herbst, wenn die Umgebung ihr ganz eigenes Farbenspiel entfaltet und den Besuch zu einem ganzheitlichen Natur- und Kulturerlebnis macht.

Der Oya-Stein – Was macht ihn so besonders?
Der Oya-Stein ist ein vulkanisches Tuffgestein, das wegen seiner weichen Struktur leicht zu bearbeiten, gleichzeitig aber sehr widerstandsfähig ist. Seit der Heian-Zeit (794–1185) wurde er in der Region für Bauwerke verwendet, darunter auch für Tempel, Wohnhäuser und öffentliche Gebäude. Besonders beliebt war der Stein während der Taishō- und frühen Shōwa-Zeit, als moderne Architekten ihn für neue Stilrichtungen entdeckten. Der bekannteste Bau aus Oya-Stein ist vermutlich das Imperial Hotel in Tokio, das von Frank Lloyd Wright entworfen wurde.

In einem kleinen Ausstellungsraum, das ebenfalls zu dem Komplex gehört, könnt Ihr verschiedene Anwendungen des Steins sehen – von kunstvollen Skulpturen bis hin zu architektonischen Fragmenten. Auch die Werkzeuge, mit denen der Stein über Jahrhunderte hinweg abgebaut wurde, sind hier ausgestellt und vermitteln ein lebendiges Bild vom harten Alltag der Arbeiter.

Interessant ist auch die Tatsache, dass der Stein sich im Laufe der Zeit verfärbt und durch Witterungseinflüsse eine ganz eigene Patina entwickelt. Dadurch bekommt jedes Gebäude aus Oya-Stein eine einzigartige Optik – lebendig, organisch und voller Charakter. Viele Künstler nutzen den Stein auch heute noch für ihre Arbeiten.

Abstieg in eine andere Welt – Der Rundgang durch das unterirdische Museum
Beim Betreten des Oya History Museum werdet Ihr sofort merken: Hier unten herrscht eine ganz andere Atmosphäre. Die Temperatur liegt konstant bei etwa 10 Grad Celsius – eine angenehme Abkühlung im Sommer, aber im Winter braucht Ihr eine gute Jacke. Die Gänge sind teilweise beleuchtet, teilweise in geheimnisvolles Halbdunkel gehüllt. An vielen Stellen erzeugt das Licht dramatische Schatten und betont die Struktur der Wände.

Die riesigen Hallen erinnern fast an Kathedralen – hoch aufragend, mit natürlichen Akustiken, die jede Bewegung hörbar machen. Tafeln informieren Euch über die Geschichte des Ortes, und an manchen Stellen gibt es multimediale Installationen. Besonders spannend sind die markierten Abbauphasen: Hier seht Ihr, wie der Stein in Schichten über Jahrzehnte abgetragen wurde. Es fühlt sich fast an, als würde man durch eine unterirdische Zeitreise wandern.

Besonders faszinierend ist die Hauptkammer, die etwa 30 Meter hoch ist und an einen sakralen Bau erinnert. Dort gibt es wechselnde Kunstinstallationen, die mit Licht, Nebel oder Klang arbeiten und die monumentalen Dimensionen eindrucksvoll in Szene setzen. Auch kleine Details wie eingelassene Nischen, Stufen und Podeste lassen erahnen, wie viel Arbeit und Planung in den Bau dieses riesigen Labyrinths geflossen ist. Der Raum ist nicht nur groß – er lebt.

Kunst, Konzerte und Kreativität – Der Raum lebt weiter
Was das Oya History Museum besonders macht, ist nicht nur seine Vergangenheit, sondern auch seine heutige Nutzung. In den riesigen Hallen finden regelmäßig Ausstellungen und Konzerte statt. Die Akustik ist dabei phänomenal: Musik schwingt durch den Raum und bekommt eine fast spirituelle Qualität.

Auch Hochzeiten und Modenschauen wurden hier schon veranstaltet. Die Kombination aus industrieller Geschichte und kreativer Gegenwart ist einfach faszinierend. Viele Künstlerinnen und Künstler fühlen sich von der besonderen Atmosphäre inspiriert – und man kann gut verstehen, warum. Dieser Ort hat eine Seele.

Besonders spannend ist es, wenn moderne Medienkunst auf jahrhundertealte Steinwände trifft: Projektionen, Videoarbeiten und Klangexperimente verwandeln den Raum in ein sich ständig wandelndes Kunstwerk. Die Möglichkeiten scheinen unbegrenzt – und genau das macht das Museum so lebendig. Wer Glück hat, kann sogar einem Live-Event beiwohnen und den Raum in ganz neuem Licht erleben.

Der Oya-ji-Tempel – Ein spirituelles Nachspiel
In unmittelbarer Nähe zum Museum liegt der Oya-ji-Tempel, einer der ältesten buddhistischen Tempel der Region. Er wurde teilweise direkt in eine Felswand gebaut – natürlich ebenfalls aus Oya-Stein.
Besonders beeindruckend ist die riesige, in Stein gehauene Figur der Kannon, der Göttin des Mitgefühls. Sie stammt vermutlich aus dem 9. Jahrhundert und ist ein nationales Kulturgut. Der Tempel selbst ist ein ruhiger, friedlicher Ort mit alten Bäumen, moosbewachsenen Steinen und einer spirituellen Aura, die perfekt zur unterirdischen Welt des Museums passt.

Wer noch mehr über die kulturelle Bedeutung des Oya-Steins erfahren möchte, sollte diesen Abstecher auf keinen Fall auslassen. Die Höhlen, Schreine und Statuen rund um den Tempel machen deutlich, wie tief verwurzelt dieser Ort im spirituellen und kulturellen Leben der Region ist. Gerade im Kontrast zum kühlen, monumentalen Museum wirkt der Tempel wie ein Ort der Einkehr – als würde sich hier der Kreis schließen. Der Besuch lohnt sich also nicht nur als Ergänzung, sondern als integraler Bestandteil des Gesamterlebnisses.

Praktische Infos für Euren Besuch
Das Oya History Museum ist täglich geöffnet, außer an bestimmten Feiertagen. Die Öffnungszeiten variieren je nach Saison, liegen aber meist zwischen 9:00 und 17:00 Uhr. Der Eintritt kostet etwa 800 Yen für Erwachsene – ein echtes Schnäppchen für das, was Ihr geboten bekommt. Noch günstiger bekommt Ihr das Museum mit dem bereits erwähnten Kombi-Ticket.
Fotografieren ist erlaubt, allerdings ohne Blitz. Und Motive gibt es hier jede Menge und man kann je nach Position immer wieder etwas neues entdecken. Darüber hinaus gibt es einige ausgewiesen Foto-Spots.

Und noch ein Tipp: Nehmt Euch Zeit. Der Ort entfaltet seine Wirkung nicht im Vorbeigehen. Am besten lasst Ihr Euch treiben, lauscht den Geräuschen, betrachtet die Wände, als wären es Kunstwerke – denn das sind sie im Grunde. Es empfiehlt sich, mindestens ein bis zwei Stunden einzuplanen, besser sogar mehr, wenn gerade eine Sonderausstellung läuft.
Für den kleinen Hunger gibt es ein Café in der Nähe, und auch Souvenirs aus Oya-Stein könnt Ihr im Shop erstehen – darunter filigrane Anhänger, kleine Skulpturen und praktische Alltagsgegenstände. So nehmt Ihr ein Stück dieses besonderen Ortes mit nach Hause.

Impressionen aus dem Oya History Museum
Zum Schluss noch ein paar Impressionen von unserem Besuch im Oya History Museum. Viel Spaß beim anschauen!
Fazit – Ein Ort, der unter die Haut geht
Das Oya History Museum ist kein klassisches Museum, sondern ein Erlebnisraum, der zum Staunen, Lernen und Nachdenken einlädt. Die Kombination aus Geschichte, Architektur, Kunst und Natur ist einzigartig – und das alles unter der Erde! Wer Japan nicht nur an der Oberfläche erleben will, sondern tiefer eintauchen möchte – im wörtlichen und im übertragenen Sinn –, der ist hier genau richtig.

Für mich war der Besuch eine der überraschendsten und eindrucksvollsten Erfahrungen auf meiner Reise durch die Region Tochigi. Und ich bin sicher: Auch Ihr werdet diesen Ort nicht so schnell vergessen. Gerade weil er nicht so überlaufen ist wie andere Sehenswürdigkeiten, könnt Ihr hier ganz in Ruhe in eine faszinierende Welt eintauchen. Ein Ort voller Geschichten, Stille und Steine – und einer Magie, die man mit Worten kaum beschreiben kann. Ihr müsst sie erleben.

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