Die Besteigung des Mount Fuji ist für viele ein großes Wanderziel. Doch die Besteigung ist nur in drei Monaten im Jahr möglich und sehr anstrengend. Außerdem sieht man dann nichts vom Berg selbst. Wir haben uns stattdessen für die Wanderung zum Koyodai Observatory mit Blick auf den Fuji entschieden.
Diese Wanderung bietet eine wunderschöne Möglichkeit, den berühmten Berg Japans aus einer etwas anderen Perspektive zu erleben. Der Koyodai Aussichtspunkt erlaubt einen atemberaubenden Blick auf den majestätischen Fuji, ohne die Strapazen einer kompletten Besteigung auf sich nehmen zu müssen. Die Route ist zudem deutlich weniger frequentiert als die üblichen Routen zur Spitze des Fuji, was ein ruhiges und entspanntes Naturerlebnis ermöglicht.
Eine tolle kleine Wanderung mit wunderschönen Ausblicken auf den Berg der Berge in Japan. Auch wenn im September die typische „Schnee-Kappe“ nicht vorhanden war. Dafür hatten wir riesiges Glück und freie Sicht. Es war also eine richtig gute Entscheidung, uns auf diese Wanderung zu begeben.
Die beste Zeit für die Wanderung
Ein entscheidender Faktor für diese Wanderung ist das Wetter. Der Fuji hüllt sich oft in Wolken, insbesondere in den Nachmittagsstunden. Deshalb empfehle ich Euch, die Wanderung möglichst früh am Morgen zu starten.
Während der Herbstmonate zeigt sich der Fuji häufig in seiner schönsten Pracht, allerdings ohne die typische Schneekappe. Im Winter ist die Sicht oft klar, doch die Kälte kann eine Herausforderung darstellen. Frühling und Sommer bieten ebenfalls gute Bedingungen, jedoch kann es dann durch die hohe Luftfeuchtigkeit auch neblig sein.
Start der Wanderung an der Koyodai Kiso Horse Ranch
Der Ausgangspunkt der Wanderung ist die Koyodai Kiso Horse Ranch, die sich nahe Narusawa befindet, etwas abseits der Straße 139. Hier gibt es einen kleinen Wanderparkplatz mit einigen Stellplätzen. Zudem findet ihr dort einen kleinen Laden, in dem ihr euch mit Snacks oder Getränken versorgen könnt, und ein gemütliches Ramen-Restaurant, das nach der Wanderung eine willkommene Einkehrmöglichkeit bietet.
Neben der Pferderanch gibt es auch einige Informationstafeln zur Geschichte der Region und zur einzigartigen Flora und Fauna, die hier heimisch ist. Die Kiso-Pferde, nach denen die Ranch benannt ist, sind eine der wenigen einheimischen Pferderassen Japans und werden hier teilweise noch traditionell gezüchtet. Es lohnt sich, vor oder nach der Wanderung ein wenig Zeit hier zu verbringen und mehr über diese faszinierenden Tiere zu erfahren.
Vom Parkplatz aus folgt ihr einfach dem Weg nach oben. Der Pfad ist gut ausgeschildert und Verlaufen ist nahezu unmöglich. Nach einer Weile teilt sich der Weg in zwei Varianten: einen breiten, längeren, aber sanfteren Weg und eine kürzere, steilere Abkürzung. Wir haben uns für den Aufstieg über den breiten Weg entschieden und den Rückweg über die Abkürzung genommen, sodass sich eine kleine Rundwanderung ergab.
Bereits nach wenigen Minuten taucht der Mount Fuji neben euch auf. Anfangs noch von Bäumen verdeckt, wird der Blick mit jedem Schritt klarer und eindrucksvoller. Die Aussicht ist so beeindruckend, dass es am Weg Schilder gibt, die dazu aufrufen, achtsam zu bleiben und nicht aus Versehen über Wurzeln oder Steine zu stolpern. Viele Besucher sind so fasziniert von dem Anblick, dass sie kaum auf den Weg achten. Unser Tipp: Lieber kurz stehen bleiben, um Fotos zu machen und den Blick zu genießen, anstatt in Bewegung zu fotografieren.
Blick auf den Mount Fuji vom Koyodai Observatory
Oben angekommen erwartet euch ein unglaublicher Panoramablick auf den Mount Fuji. Hier lohnt es sich, einige Minuten innezuhalten und die Atmosphäre zu genießen. Doch das Highlight ist die Dachterrasse des Koyodai Observatory. Gegen eine kleine Gebühr könnt ihr die Terrasse betreten und einen 360°-Rundumblick genießen.
Im Erdgeschoss des Observatoriums gibt es einen kleinen Laden mit Souvenirs sowie einige Bänke und Tische, die zum Verweilen einladen. Wer sich auf diese Wanderung begibt, sollte sich vorher im Konbini (japanischer Convenience Store) mit einer Bentobox oder Snacks eindecken, um oben ein kleines Picknick mit Aussicht zu genießen. Das Essen in dieser Kulisse schmeckt gleich doppelt so gut.
Die Dachterrasse bietet nicht nur einen ungehinderten Blick auf den Fuji, sondern auch auf die umliegenden Landschaften. Ein hölzernes Orientierungspanel erklärt, welche Gipfel und Sehenswürdigkeiten in der Ferne zu sehen sind. Bei klarer Sicht kann man sogar bis zur Izu-Halbinsel blicken. Die Atmosphäre ist besonders in den frühen Morgenstunden magisch, wenn der Sonnenaufgang den Himmel in Pastelltönen färbt und der Fuji in sanftem Licht erstrahlt.
Für Fotografen ist dies der perfekte Moment, um beeindruckende Aufnahmen zu machen. Wer ein Fernglas dabei hat, kann in der Ferne auch andere Gipfel der japanischen Alpen erkennen und mit etwas Glück sogar die Reflexionen des Fuji im Kawaguchi-See erspähen.
Blick auf die Fünf Seen vom Koyodai Observatory
Neben dem Mount Fuji selbst ist ein weiteres Highlight der Wanderung der Blick auf die fünf umliegenden Seen: den Motosu-See, den Shōji-See, den Saiko-See, den Kawaguchi-See und den Yamanaka-See. Diese Seen entstanden durch frühere Vulkanausbrüche und sind heute ein wichtiger Bestandteil der landschaftlichen Schönheit der Region.
Früher gab es in dieser Region nur drei größere Seen: den Senoumi, den Kawaguchinoumi und den Utsuko. Durch die Eruption des Mount Fuji im Jahr 800 sowie die Eruption des Nagaoyama im Jahr 864 formten sich die heutigen fünf Seen. Interessanterweise sind der Motosu-See, der Shōji-See und der Saiko-See unterirdisch miteinander verbunden, sodass ihr Wasserstand synchron bleibt.
Ebenfalls von hier sichtbar ist der Aokigahara-Wald, auch bekannt als “Sea of Trees”. Dieser dichte, weitläufige Wald hat sich durch die vulkanischen Aktivitäten der Region gebildet. Leider hat er durch seine düstere Geschichte als sogenannter “Selbstmordwald” traurige Berühmtheit erlangt. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, kann in der Region faszinierende Eishöhlen besichtigen, die durch vulkanische Aktivitäten entstanden sind.
Der Rückweg
Nachdem ihr die Aussicht ausgiebig genossen habt, geht es wieder zurück ins Tal. Wir haben für den Abstieg die kürzere, aber steilere Route gewählt, um eine kleine Variation in die Wanderung zu bringen. Auch auf dem Rückweg solltet ihr euch immer wieder umdrehen, denn die Perspektiven auf den Fuji ändern sich je nach Höhe und Blickwinkel.
Die Abkürzung führt durch einen etwas dichteren Waldabschnitt, der von hohen Bäumen gesäumt ist. Hier ist der Boden oft mit Wurzeln durchzogen, weshalb gutes Schuhwerk erforderlich ist. Besonders nach Regenfällen kann es rutschig werden. Dennoch bietet dieser Wegabschnitt einen besonderen Charme, da man das Gefühl hat, tief in die Natur einzutauchen.
Auf dem Rückweg lohnt es sich auch, auf die Geräusche der Natur zu achten. Das Zwitschern der Vögel, das Rauschen des Windes in den Blättern und das gelegentliche Rascheln von Tieren im Unterholz sorgen für eine beruhigende Atmosphäre. Wer langsam geht und aufmerksam ist, kann vielleicht noch das eine oder andere Tier entdecken, das sich auf dem Hinweg versteckt hielt.
Kurz vor dem Ende des Abstiegs öffnet sich noch einmal ein kleiner Aussichtspunkt, von dem aus man einen letzten Blick auf den Mount Fuji genießen kann. Dieser Moment bietet eine wunderbare Gelegenheit, die Wanderung noch einmal Revue passieren zu lassen und die Schönheit der Umgebung zu würdigen.
Wieder unten angekommen, bietet sich die Möglichkeit, im Ramen-Restaurant an der Koyodai Kiso Horse Ranch eine wohlverdiente Mahlzeit zu genießen. Besonders an kühleren Tagen ist eine heiße Schüssel Ramen ein wunderbarer Abschluss für die Wanderung. Alternativ kann man sich auch mit einem heißen Tee oder Kaffee auf eine der Bänke setzen und das Erlebte in Ruhe nachwirken lassen.
Für viele ist die Rückkehr zum Parkplatz nicht nur das Ende einer Wanderung, sondern auch der Beginn einer neuen Faszination für den Mount Fuji. Die Kombination aus atemberaubender Aussicht, abwechslungsreicher Natur und ruhiger Atmosphäre macht diese Wanderung zu einem unvergesslichen Erlebnis, das viele Besucher dazu inspiriert, weitere Wanderungen in dieser einzigartigen Region Japans zu unternehmen.
Flora und Fauna entlang der Wanderroute
Die Natur entlang der Wanderroute ist ein wahres Paradies für Naturliebhaber. Die dichten Wälder bestehen aus einer Mischung aus immergrünen und laubabwerfenden Bäumen, die je nach Jahreszeit ein völlig unterschiedliches Bild bieten. Während im Frühling Kirsch- und Azaleenblüten die Landschaft in ein zartes Rosa und Weiß tauchen, leuchtet der Herbst in satten Rot- und Goldtönen. Besonders beeindruckend ist der sogenannte Momiji-Effekt, wenn sich das Laub der Ahornbäume intensiv rot verfärbt.
Auch die Tierwelt entlang des Pfades ist vielfältig. Wanderer können mit etwas Glück japanische Seraus, eine seltene Ziegenart, entdecken, die sich gut an die steilen Hänge angepasst hat. Auch japanische Marderhunde, sogenannte Tanuki, sowie verschiedene Fuchsarten sind in der Region heimisch. Häufig sieht man Eichhörnchen, die in den Baumwipfeln herumklettern, oder kleine Waldbewohner wie Stachelschweine, die in der Dämmerung aus ihren Verstecken kommen.
Die Vogelwelt ist ebenso beeindruckend. Neben dem Japanischen Specht und verschiedenen Meisenarten ist vor allem der majestätische Schwarzmilan zu erwähnen, der oft hoch oben seine Kreise zieht. In den frühen Morgenstunden kann man auch den Ruf des Japanischen Waldkauzes hören.
Eine besondere botanische Attraktion sind die zahlreichen Wildblumen, die entlang des Weges wachsen. Von winzigen violetten Veilchen über duftende Lilien bis hin zu seltenen Farnarten gibt es viel zu entdecken. Der Waldboden ist in einigen Abschnitten von Moos bedeckt, das ein weiches, fast märchenhaftes Ambiente schafft.
Auch Pilzsammler kommen in dieser Region auf ihre Kosten. Im Spätsommer und Herbst sprießen zahlreiche Pilze aus dem Boden, darunter der bekannte Matsutake-Pilz, der in Japan als Delikatesse gilt. Dennoch sollte man beim Sammeln Vorsicht walten lassen, da einige der heimischen Pilzarten giftig sein können.
Die abwechslungsreiche Flora und Fauna entlang der Wanderroute macht diese Wanderung zu einem ganz besonderen Erlebnis. Wer sich Zeit nimmt und aufmerksam die Umgebung beobachtet, wird viele kleine Naturwunder entdecken können.
Praktische Informationen zur Wanderung
- Startpunkt: Koyodai Kiso Horse Ranch
- Schwierigkeitsgrad: Leicht bis mittel
- Dauer: ca. 2 Stunden (hin und zurück mit entsprechenden Pausen und einem Aufenthalt am Koyodai Observatory)
- Beste Reisezeit: Frühling und Herbst für beste Sichtverhältnisse
- Ausrüstung: Festes Schuhwerk, Wasser, Snacks oder eine Bentobox
Ihr habt Lust bekommen, diese Wanderung selbst einmal auszuprobieren? Dann gibt es sie hier im Überblick und als GPS-Download:
Fazit – Sehr zu empfehlen
Diese Wanderung ist eine fantastische Alternative zur anstrengenden Besteigung des Mount Fuji. Sie bietet spektakuläre Ausblicke, eine moderate Anstrengung und die Möglichkeit, die Schönheit des Fuji in Ruhe zu genießen. Besonders empfehlenswert ist sie für alle, die eine kürzere, aber dennoch eindrucksvolle Tour unternehmen möchten.
- In der Nähe dieser Wanderung findet Ihr auch das Narusawa Mt. Fuji Museum
- Falls Ihr gerne wandert, wie wäre es dann mit einer Wanderung auf dem Nakasendo-Trail
- Nach der Wanderung ging es für uns weiter nach Tokio
- Ihr sucht eine Übernachtung in Narusawa? Dann schaut mal bei booking.com* vorbei
- Falls Ihr doch den Fuji besteigen möchtet, dann schaut Euch dieses Buch (leider nur in englisch)* an
- Auch dieses ebenfalls nur englische Buch* hört sich sehr spannend an
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