Wusstet Ihr, dass es in Japan etwa 85.000 Shinto-Schreine gibt? Ihr werdet also bei Eurer Reise nach Japan mit Sicherheit über den einen oder anderen stolpern. Und auch für uns gehören die Shinto-Schreine zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten auf Reisen. An diesen religiösen Orten kann man meist gut zur Ruhe kommen wenn es beim Sightseeing mal wieder zu stressig wird. Hier kann man vollkommen die Seele baumeln lassen und in das religiöse Leben in Japan eintauchen.
Also kommt mit und entdeckt mit mir, was Ihr bei Eurem Besuch in einem Shinto-Schrein erwartet und was Ihr beachten solltet.
Wissenswertes über Shinto-Schreine
Wie der Name schon sagen sind die Schreine die religiösen Gebäude des Shintoismus – eines der zwei Hauptreligionen in Japan. Die meisten Schreine sind einem oder mehreren Kami gewidmet. Das Wort Kami kann dabei sowohl als Gott, Gottheit oder auch als Seele gedeutet werden.
Einige der Kami gehen auf Natur- und Fruchtbarkeitsgötter aus alten Kulten zurück, andere sind im Shintō-buddhistischen Synkretismus zu Kami gewordene Bodhisattvas. Sie existieren als Naturgöttern, Tiergöttern oder auch als vergöttlichter Gegenstand. Auch die Seelen Verstorbener werden als Kami verehrt, wie etwa im weltberühmten Meiji-Schrein.
Die Schreine finanzieren sich fast ausschließlich aus Spenden, sowohl der Besucher als auch der jeweiligen Gemeinden. Freiwillige Helfer sorgen dafür, dass das Schrein-Gelände in Ordnung gehalten wird.
Die Geschichte der Schreine geht dabei sehr lange Zeit zurück, da diese Religion die ursprüngliche Religion Japans ist. Seit etwa 700 -600 v.Chr. sind die Gebäude als Schreine nachgewiesen. Später gehörten die Schreine oft zu buddhistischen Tempeln (wie der Asakusa Schrein) oder wurden von buddhistischen Priestern oder Yamabushi geführt. Nur wenige Schreine hatten vor dem 11. Jahrhundert schon permanente Priester.
Durch die rasanten Veränderungen in der Meiji-Zeit wurde auch das Schreinwesen stark verändert. Shintoismus wurde damals wieder die Nationalreligion. In dem Zuge wurden auch verschiedene Gesetze erlassen, die die Religion einschränkten.
Inzwischen gibt es beide Religionen Shintoismus und Buddhismus wieder nebeneinander in Japan. Viele der wunderschönen Schreine locken in jedem Jahr tausende Besucher an. Und etwas ganz besonderes ist ein Besuch dann natürlich im Rahmen eines der vielen Festivals.
Wie ist ein Schrein aufgebaut?
Einen „allgemeingültigen“ Aufbau einer Schrein-Anlage gibt es nicht. In allen zu finden ist aber der Honden – in diesem Hauptgebäude befindet sich der Bereich des Kami (der im Schrein verehrten Gottheit) also das Allerheiligste des Schrein. Üblicherweise ist es der Öffentlichkeit nicht zugänglich, die Priester betreten es nur, um ihre Rituale zu vollziehen. Kann man das Allerheiligste besichtigen, dann ist fotografieren nicht gestattet und das sollte auch respektiert werden.
Typisch für einen Schrein ist auch das oder die Torii, die die gesellschaftliche Welt von der religiösen Welt trennt und somit den Eingang markiert. Diese Torii können entweder rot sein, wie beim Itsukushima-Schrein auf Miyajima, oder aus Holz wie beim Meiji-Schrein, auch steinerne Torii und viele andere Formen sind überall in Japan zu finden.
An einigen Schreinen werdet Ihr auch Bäume oder Steine entdecken, die mit einer Strohkordel, der Shimenawa, verbunden sind. An dieser Kordel hängen dann weiße Zick-Zack-Papierstreifen. Dies bedeutet, dass in den Objekten Götter wohnen und diese somit heilig sind.
Darüber hinaus finden sich noch verschiedene andere Gebäude, Brücken und Zeremonienhallen auf dem jeweiligen Schreingelände.
Falls Ihr übrigens noch mehr über die einzelnen Typen und Ranglisten der Shintoschreine erfahren möchtet, dann schaut mal bei Wikipedia vorbei. Dort ist alles sehr detailliert erklärt.
Was muss ich bei einem Besuch im Schrein beachten?
Erstmal vorab – jeder ist in einem Schrein jederzeit herzlich willkommen. Wer sich dabei angemessen und dem religiösen Anlass angepasst verhalten möchte, der sollte einige Regeln berücksichtigen, um die schlimmsten Fettnäpfchen zu vermeiden.
Beim Betreten eines Schreins durch das Torii sollte man sich kurz verbeugt, um Ehrfurcht vor dem im Schrein ansässigen Kami zu zeigen. Eine leichte Verbeugung ist völlig ausreichend und wird nicht nur die Einheimischen erfreuen. Außerdem solltet ihr darauf achten, nicht direkt in der Mitte durch das Torii zu spazieren – das ist den Göttern vorbehalten. Wir Menschen laufen besser rechts oder links durch das Torii hindurch. Auch dies ist ein Zeichen des Respekts.
Am Eingang der meisten Schreine findet sich zudem ein Reinigungsbecken, denn „Reinheit“ ist eines der wichtigsten Prinzipien des Shintoismus. Das Wasserbecken mit den Schöpfkellen fällt Euch daher mit Sicherheit auch auf. Aus Respekt, sollte man sich auch als Tourist reinigen.
Hierzu nehmt Ihr eine Schöpfkelle voll Wasser und wascht Euch erst die linke, dann die rechte Hand. Wichtig ist, dass das „schmutzige Wasser“ nicht zurück ins Wasserbecken gelangt. Auch der Mund sollte ausgewaschen. Dazu befüllt Ihr Eure linke Hand mit Wasser und gebt es in den Mund. Danach das Wasser wieder ausgespuckt – bitte auf gar keinen Fall ins Wasserbecken. Danach wascht Ihr die linke Hand noch einmal und Ihr seid perfekt gereinigt für Euren Besuch im Schrein.
In der heutigen Zeit möchte natürlich jeder ein schönes Foto machen und posten oder mit nach Hause nehmen. In den meisten Bereichen des Schrein ist das auch kein Problem. Bitte beachtet und respektiert aber Schilder, auf denen das Fotografieren untersagt ist. Oft betrifft dies auch (nur) das Fotografieren mit Blitz, einfach um die uralten Kulturgüter zu schützen.
Auch bei Selfies sollte man eher vorsichtig und respektvoll sein. Vielleicht ist ein Schrein nicht wirklich der richtige Ort für so etwas. Ansonsten sollte man das Motiv auf jeden Fall mit Bedacht wählen, um nicht respektlos zu erscheinen.
Betretet Ihr das Innere eines Schreins versteht es sich natürlich von selbst, dass Ihr die Schuhe auszieht. Dies ist hier, wie an vielen anderen Orten in Japan, einfach obligatorisch. Achtet hier auch entsprechend auf die Ausschilderung.
Das Beten im Schrein
Eines der wichtigsten Rituale im Schrein ist natürlich das Gebet. Wie in jeder anderen Religion auch ist es der Dreh- und Angelpunkt des Glaubens.
Seid Ihr „nur“ als Touristen in einem Schrein, dann verhaltet Euch bitte respektvoll gegenüber den Betenden. Nehmt Rücksicht auf deren Ausübung der Religion, so wie Ihr es auch in der Kirche machen würdet.
Natürlich steht es Euch auch frei, selbst ein Gebet zu sprechen. Haltet dafür Ausschau nach dem Hauptgebäude des Schreins und die Gebetsglocke mit Ihrem typischen dicken Seil. In gute besuchten Schreinen ist es auch nicht untypisch, dass sich hier längere Schlangen an Gläubigen bilden. Möchtet Ihr selbst beten, dann stellt Euch einfach ganz normal an. Dann könnt Ihr auch noch einmal schauen, wie es die anderen machen.
Seid Ihr an der Reihe, dann zieht zuerst mit einem kräftigen Ruck am Seil, läutet so die Glocke und lasst damit den jeweiligen Kami wissen, dass ihr seine Aufmerksamkeit benötigt. Direkt unter der Glocke findet Ihr meist die „saisenbako“ genannte hölzerne Spendenbox, in die Ihr nun eine kleine Spende an den Schrein hinein werft. Werft die Münze dabei möglich lautlos in die Box.
Viele Touristen werfen hier oft eine 100 Yen-Münze ein, doch traditionell sind nur 5 Yen üblich. Dafür gibt es zwei Gründe: 5 Yen – im japanischen „Go Yen“ – klingt ähnlich wie das Wort „goen“, was soviel wie „gutes Glück“ bedeutet. Zudem haben 5-Yen-Münzen ein Loch in der Mitte, durch das man, wenn man dem Volksglauben Glauben schenkt, seine Zukunft sehen kann.
Nach dem Läuten und der Spende kommt nun das eigentliche Gebet. Dieses besteht aus zwei Verbeugungen, nach denen zweimal in die Hände geklatscht wird. Nun formuliert ihr im Stillen euren Wunsch an die jeweilige Gottheit. Dann folgt eine letzte Verbeugung.
Glücksbringer und Souvenirs im und aus dem Schrein
Omikuji – der Blick in die Zukunft
Ihr möchtet mehr über Eure Zukunft erfahren? Dann zieht doch ein Omikuji. Dieses Orakel ist an vielen Schreinen zu finden. Auch hier gilt es wieder eine kleine Spende zu zahlen, danach zieht Ihr meist ein Stäbchen, nach dem Ihr Eure Orakel aus einer Art Schubladenregal herausholen könnt. Es gibt aber zum Beispiel auch Omikuji, die ähnlich wie Lose bei uns aussehen.
Einige Schreine bieten inzwischen englischsprachige Omikuji an, meist sind diese aber auf japanisch. Google Lens hilft da ungemein weiter, auch wenn der übersetzte Text ab und zu mal teilweise unverständlich ist. Wichtig ist, ob einem gutes Glück oder er eine schlechte Zukunft vorhergesagt werden.
Ein gutes Omikuji nimmt man üblicherweise mit nach Hause. Ein schlechtes hingegen wird an einen Ast oder an einen dafür bereitstehenden Rahmen gebunden. Diese Omikuji werden dann vom jeweiligen Priester rituell verbrannt, um das Unglück von Euch abzuwenden.
Übrigens kann man sich ein Omikuji holen so oft man will. Mit dem nötigen Kleingeld kann man also so lange ziehen, bis einem großes Glück prophezeit wird 😉
Ema – für Euren Wunsch
Ebenfalls typisch für Schreine sind die Ema – die bunt bemalten Holztafeln, die dann an langen Wänden aufgehangen werden. Die Motive der Ema richten sich dabei oft nach dem jeweiligen Schrein, der Jahreszeit aber auch nach dem aktuellen Tierkreiszeichen.
Man kann die Holztafeln für 500 – 1000 Yen im Schrein erwerben. Auf die Rückseite schreibt man dann seinen Wunsch, bevor man sein Ema zu all den anderen Holztafeln hängt und somit den Göttern überlässt.
„Ema“ bedeutet wörtlich übrigens „Bild-Pferd“ und soll seinen Ursprung in der Praxis haben, Schreinen Pferde als Spende zu überlassen. Später wurden statt lebender Pferde nur noch symbolisch deren Abbildungen an den Schrein übergeben. Heute sind die Motive nicht mehr nur auf Pferde beschränkt sondern überaus vielfältig.
Kiganbun – Euer Wunschbrief
Ähnlich wie Ema funktionieren die Kiganbun. Hier hast Du allerdings noch mehr Platz, um Deine Wünsche, Träume oder Dankesworte zu formulieren. Den fertigen Brief steckt Ihr zusammen mit ein paar Münzen in einen Umschlag und werft ihn in eine vor Ort vorhandene Kiste.
Nachdem Ihr das erledigt habt, verbeugt Ihr Euch und überlasst damit Eure Gedanken den Kami des Schreins.
Omamori – Die vielfältigen Glücksbringer
Ihr seid auf der Suche nach einem speziellen Glücksbringer? Dann solltet Ihr Euch ein „Omamori“ kaufen. Diesen könnt Ihr mit nach Hause nehmen – er soll Euch Schutz oder Beistand bieten. Es gibt übrigens unzählige verschieden Kategorien der Omamori, je nachdemzu welchem Thema Ihr Schutz oder Beistand benötigt. Was auch immer Ihr in Eurem Leben braucht, es gibt mit Sicherheit ein Omamori dafür.
Zumeist handelt es sich beim Omamori um ein Stoffsäckchen, dass mit Motiven oder Schriftzeichen bestickt ist und in dessen Innerem sich etwa eine Münze oder ein Schriftzettel befinden. Inzwischen gibt es aber auch Omamori in anderen Formen, etwa als kleine Figuren oder als Amulett.
So hängt zum Beispiel ein Omamori für eine sichere Reise an unserem Rückspiegel im Auto. Bisher hat es gute Dienste geleistet. Auch das Omamori für einen gesunden Geist hat mir schon in einigen Situationen geholfen, einen klaren Kopf zu bewahren. Es hängt also viel auch von dem eigenen Glauben ab.
Goshuin – Das rote Siegelbuch
In vielen Schreinen habt Ihr die Möglichkeit ein Goshuin zu sammeln. Dieses Siegel eines jeden Schreins besteht aus verschiedenen roten Stempeln sowie handgeschriebenen Zeichen mit schwarzer Tinte, die meist das Datum, den Namen des Schreins aber auch Segenswünsche enthalten. In einigen Schreinen und Tempeln gibt es dazu zu besonderen Anlässen wie der Kirschblüte noch ganz besondere Verzierungen Deines Goshuin.
In einem speziellen Buch – dem sogenannten Goshuincho – kannst Du während Deiner ganzen Reise in Schreinen und Tempeln Goshiun sammeln. So haltet Ihr am Ende Eurer Reise ein einmaliges und sehr individuelles Souvenir in den Händen, das so sicher niemand anderes hat.
Bitte nutzt das Goshuincho wirklich nur zum Sammeln der Goshuin und nicht zusätzlich für das Sammeln von Stempeln. Dies zeugt von Respekt gegenüber dieser religiösen Siegel. Manch einem wurde auch der Eintrag eines neuen Goshuin verweigert, weil sich ein weltlicher Stempel im Buch befand.
Stempel – das kostenlose Souvenir
Apropos Stempel, in vielen Schreinen werden diese kostenlose Souvenirs inzwischen ebenfalls angeboten und sind eine tolle Erinnerung an den Besuch. Oft sind auf den Stempeln auch das Datum hinterlegt, so dass Ihr Euch immer erinnern könnt.
Wie oben bereits geschrieben, sollte Ihr ein separates Buch für das Sammeln der Stempel anschaffen und nicht das Goshuincho dafür verwenden.
Der Abschied vom Schrein
Habt Ihr Euch ausgiebig im Schrein umgeschaut, gebetet, ein Ema geschrieben und eines des Souvenirs gekauft? Dann wird es Zeit, Abschied zu nehmen. Wenn Ihr wieder durch das Torii gehst dreht Euch nochmals um und verbeugt euch in Richtung des Schreins. Auf diese Weise bedankt Ihr Euch bei den Kami für ihre Gastfreundschaft und ihre Hilfe.
Der perfekte Abschluss für Euren Besuch.
Schreine, die wir besucht haben
Zum Schluss gibt es noch eine Übersicht der Schreine, die wir besucht und hier vorgestellt haben:
- Meiji-Schrein (Tokio)
- Fushimi Inari Taisha Schrein (Kyoto)
- Yohashira Schrein (Matsumoto)
- Tsurugaoka Hachiman-gu Schrein (Kamakura)
- Kasuga Taisha Schrein (Nara)
- Itsukushima Schrein (Miyajima)
Dazaifu Tenmagu Schrein (Fukuoka) - Yasaka Schrein (Kyoto)
- Kushida Schrein (Fukuoka)