Wenn Ihr wieder einmal dem Trubel der Tokioter Innenstadt entkommen wollt und Lust habt, ein Stück traditionelles Japan ganz ohne Touristenmassen zu erleben, dann solltet Ihr Euch den Okunitama Jinja in Fuchu unbedingt auf Eure Reiseliste setzen. Dieser beeindruckende Shintō-Schrein gehört zu den ältesten in ganz Japan und verströmt eine wunderbar ruhige, spirituelle Atmosphäre – perfekt für einen kleinen Kultur-Ausflug zwischen Hochhäusern, Sushi-Läden und Shoppingmalls.
Wo liegt der Okunitama Jinja?
Der Okunitama Jinja liegt im Stadtbezirk Fuchu, rund 25 Minuten mit der Keio-Linie von Shinjuku entfernt. Und keine Sorge – die Anreise ist super easy! Ihr müsst einfach an der Station Fuchu aussteigen und steht quasi direkt vor dem Eingangstor des Schreins. Allein schon der Weg dorthin ist ein kleiner Genuss: breite Alleen, gepflegte Bäume, kleine Cafés und das Gefühl, plötzlich in einem anderen Tokio gelandet zu sein.
Fuchu selbst ist ein eher ruhiger Stadtteil – fast schon dörflich im Vergleich zu Shibuya oder Akihabara – und genau das macht den Charme aus. Der Okunitama-Schrein liegt eingebettet in einen kleinen Park, umgeben von alten Bäumen und traditionellen Gebäuden, die Euch sofort in eine andere Zeit zurückversetzen.
Alternativ dazu könnt Ihr so wie wir mit der Musashino oder der Nambu Line bis zur Fuchūhommachi Station fahren. Auch dann erreicht ich fast direkt nach Verlassen des Bahnhofs den Eingang zum Okunitama Jinja, allerdings kommt Ihr so über den Hintereingang in den Schrein.
Ein Schrein mit Geschichte – und wie!
Der Okunitama Jinja ist nicht irgendein Schrein. Er wurde bereits im Jahr 111 errichtet – ja, Ihr habt richtig gelesen: 111! Damit gehört er zu den ältesten Schreinen der Kantō-Region. Er ist der Hauptschrein der ehemaligen Provinz Musashi und ehrt den Gott Ōkuninushi, der in der japanischen Mythologie als Schöpfergott und Gott des Glücks und der Verbindung zwischen Menschen gilt. Schon allein diese Hintergrundgeschichte macht den Besuch zu etwas ganz Besonderem.
Was sofort auffällt: Der Schrein ist deutlich größer als viele andere Stadtteil-Schreine, die man sonst so in Tokio findet. Das riesige Haupttor, die weitläufige Anlage, die detailreichen Gebäude – hier bekommt Ihr richtig was fürs Auge und die Kamera. Wer also auf der Suche nach authentischer japanischer Spiritualität ist, kommt hier definitiv auf seine Kosten.
Der Weg durch das Torii – ein Schritt in eine andere Welt
Kaum durch das große, rote Torii geschritten, ändert sich sofort die Stimmung. Die Geräusche der Stadt verschwinden, alles wird ein bisschen leiser, die Luft riecht nach Holz und Weihrauch, und plötzlich fühlt man sich ganz leicht entschleunigt. So ein Shintō-Schrein ist eben mehr als nur eine Sehenswürdigkeit – er ist ein Ort zum Durchatmen, Nachdenken und Kraft tanken.
Der Weg führt Euch durch eine von Bäumen gesäumte Allee, vorbei an kleineren Schreinen, Steinstatuen und traditionellen Laternen. Besonders schön: Im Frühling blühen hier hunderte Kirschbäume, im Sommer ist alles in ein tiefes Grün getaucht, im Herbst färbt sich das Laub spektakulär rot und gold. Und im Winter… na ja, da liegt vielleicht sogar ein bisschen Schnee auf den Dächern – japanische Romantik pur.
Was gibt’s hier zu sehen?
Wenn Ihr zum ersten Mal den Okunitama Jinja betretet, werdet Ihr sofort merken: Hier gibt’s richtig viel zu entdecken – und zwar nicht nur einen einzelnen Schrein mit ein bisschen Deko drumherum, sondern eine weitläufige Anlage mit zahlreichen Nebenschreinen, liebevoll gestalteten Details, sakraler Architektur und kleinen Überraschungen an jeder Ecke.
Fangen wir direkt mit dem Honden, dem Hauptheiligtum des Okunitama Jinja, an. Dieses Gebäude ist normalerweise nicht öffentlich zugänglich, weil es als besonders heilig gilt. Es befindet sich im hinteren Teil der Anlage und ist von außen schon beeindruckend: ein typisches Beispiel für die klassische Shintō-Architektur mit geschwungenem Dach, goldenen Elementen und dunklem Holz. Bei besonderen Anlässen – etwa während des Kurayami Matsuri – könnt Ihr aber einen Blick hineinwerfen, und allein das lohnt den Besuch.
Dann wäre da noch die Haiden, die Gebetshalle, die direkt vor dem Honden liegt. Hier könnt Ihr beten, einen kleinen Obolus in die Opferbox werfen und nach traditioneller Art Eure Wünsche äußern. Für viele Besucher ist das Klatschen und Verbeugen ein ganz besonderes Ritual – nicht nur eine Geste, sondern ein Moment, in dem man wirklich innehält.
Rund um die Hauptgebäude verteilen sich gleich mehrere Nebenschreine – sogenannte Sessha und Massha – die jeweils anderen Gottheiten gewidmet sind. Diese kleineren Schreine sind oft weniger frequentiert, haben aber ihren ganz eigenen Reiz. Einige sind wunderschön verziert, andere wirken fast unscheinbar, doch gemeinsam schaffen sie ein Gefühl der Tiefe und Vielfalt innerhalb des Schreinareals. Hier lohnt es sich wirklich, langsam zu gehen, stehenzubleiben und sich die Zeit zu nehmen, die Inschriften, die kleinen Opfergaben und die winzigen Details zu betrachten.
Ein weiteres Highlight ist der Kagura-den, ein überdachter Pavillon in der Nähe des Hauptwegs. In diesem traditionellen Bauwerk werden bei Festen und Zeremonien die sogenannten Kagura-Tänze aufgeführt – heilige Tänze, die als Opfergabe an die Götter gelten. Auch wenn Ihr nicht zufällig während einer Aufführung dort seid, lohnt sich ein Blick: Der Pavillon ist aufwendig gestaltet, mit kunstvollen Holzschnitzereien und leuchtend roten Balken.
Was viele Besucher überrascht: In der Anlage gibt es auch ein kleines Museum, das einige Exponate zur Geschichte des Schreins, religiöse Kultgegenstände, alte Schriftrollen und Kleidung zeigt. Hier bekommt Ihr einen noch tieferen Einblick in die spirituelle Bedeutung des Ortes. Leider sind die Beschriftungen teilweise nur auf Japanisch, aber selbst ohne Sprachkenntnisse vermitteln die Ausstellungsstücke ein gutes Gefühl für die jahrhundertealte Geschichte.
Spannend fand ich auch, dass es bei den Geschenkgaben des Okunitama Jinja nicht nur die üblichen Sake-Fässer zu sehen gibt, sondern auch mehrere Kästen mit Bier der nahegelegenen Suntory Musashino Brewery. Mal etwas ganz anderes.
Ein besonderes Highlight – vor allem für Fotografen – sind die vielen Steinlaternen und die vielen kleinen Details, die sich auf dem Gelände des Okunitama Jinja fidnen. Diese Laternen stammen aus verschiedenen Epochen, und jede einzelne ist ein kleines Kunstwerk für sich. Manche sind von Moos überzogen, andere tragen Inschriften und Symbole. Besonders schön wirken sie bei diffusem Licht, wenn die Sonne durch die Bäume fällt oder abends ein leichtes Dämmerlicht aufzieht.
Nicht zu vergessen: die Chōzuya, das Reinigungsbecken direkt nach dem Eingang. Hier wascht Ihr – wie an allen Shintō-Schreinen – symbolisch Eure Hände und spült Euren Mund, um Euch vor dem Betreten der heiligen Bereiche spirituell zu reinigen. Das Ritual ist einfach, aber sehr wirkungsvoll. Und ehrlich: Es fühlt sich jedes Mal ein bisschen wie ein Reset an – ein Moment zum Innehalten, bevor es weitergeht.
Kurz gesagt: Der Okunitama Jinja ist kein Ort, den man einfach „mal eben“ anschaut. Er ist ein ganzes Universum aus Geschichte, Kultur und Spiritualität, das man am besten langsam, aufmerksam und mit allen Sinnen erkundet. Nehmt Euch Zeit, entdeckt die kleinen Dinge, sprecht vielleicht mit den freundlichen Mitarbeitern des Schreins – und lasst Euch überraschen, wie viel es hier wirklich zu sehen gibt.
Festivals am Okunitama Jinja – ein echtes Highlight!
Wenn Ihr richtig Glück habt, erwischt Ihr eines der vielen Feste, die hier das ganze Jahr über stattfinden. Das berühmteste ist das Kurayami Matsuri („Fest der Dunkelheit“), das jedes Jahr Anfang Mai gefeiert wird und zu den ältesten und wichtigsten Festen Tokios gehört. Dabei werden riesige, beleuchtete Schreinfloße durch die Straßen getragen, begleitet von Trommlern, Tänzern und einem riesigen Volksfest.
Das Besondere: Alles findet bei Dunkelheit statt – eine Hommage an die alten Zeiten, in denen Licht eine wertvolle Ressource war und Dunkelheit etwas Heiliges. Wenn Ihr also im Mai in Tokio seid, unbedingt hingehen! Die Atmosphäre ist magisch, und das Zusammenspiel von Tradition, Gemeinschaft und nächtlichem Lichterglanz sucht seinesgleichen.
Omamori, Ema und Co. – japanische Spiritualität zum Mitnehmen
Natürlich gibt’s im Okunitama Jinja auch jede Menge kleine Mitbringsel, die nicht nur hübsch aussehen, sondern auch eine spirituelle Bedeutung haben. Besonders beliebt sind die Omamori – kleine Glücksbringer, die für Gesundheit, Erfolg, Liebe oder Schutz auf Reisen stehen. Ihr könnt sie direkt am Schrein kaufen, und das Beste: Sie sind das perfekte Souvenir, das nicht im Regal verstaubt, sondern Euch wirklich etwas bedeutet.
Auch die Ema, kleine Holztafeln, auf die Ihr Eure Wünsche schreiben könnt, hängen hier in langen Reihen an speziellen Gestellen. Es ist spannend zu sehen, was andere Besucher schreiben – manche auf Japanisch, manche auf Englisch, manche auf Chinesisch oder Koreanisch. Die Vielfalt der Besucher zeigt, wie international dieser Ort inzwischen geworden ist – ohne seinen Charakter zu verlieren.
Snacks, Cafés und ein bisschen Shopping in Fuchu
Nach dem Besuch am Schrein könnt Ihr Euch übrigens prima in Fuchu selbst noch ein bisschen umschauen. Direkt rund um den Bahnhof gibt’s kleine Cafés, japanische Süßigkeitenläden und ein paar richtig gute Restaurants. Wenn Ihr also Hunger bekommt oder einfach ein bisschen verschnaufen wollt, lohnt sich ein Abstecher in die umliegenden Gassen.
Besonders charmant ist das „Fuchu Fureai Hiroba“ – ein kleiner Platz mit Streetfood-Ständen, Sitzgelegenheiten und manchmal sogar Live-Musik. Perfekt für eine spontane Pause mit Takoyaki, Matcha-Eis oder frisch gegrillten Yakitori-Spießen.
Tipps für Euren Besuch
Damit Euer Besuch im Okunitama Jinja rundum gelingt, hier noch ein paar praktische Tipps:
- Beste Besuchszeit: Frühling zur Kirschblüte oder Anfang Mai zum Kurayami Matsuri.
- Öffnungszeiten: Der Schrein ist von 6:30-17:00 Uhr zugänglich, Shops und Schreinbüro sind meist von 9 bis 17 Uhr geöffnet.
- Eintritt: Der Eintritt ist kostenlos, Spenden sind natürlich willkommen.
- Respektvolles Verhalten: Vor dem Betreten bitte Hände reinigen, beim Beten zweimal verbeugen, zweimal klatschen und am Ende noch einmal verbeugen. Und natürlich solltet Ihr auch sonst ein respektvolles Verhalten an den Tag legen
Fazit: Ein Tempelbesuch, der hängen bleibt
Der Okunitama Jinja ist mehr als nur ein schöner Schrein in einem Vorort von Tokio. Er ist ein Ort der Geschichte, der Spiritualität und der Begegnung. Hier könnt Ihr durchatmen, Japan spüren und einen echten Geheimtipp entdecken, den viele Tokio-Reisende gar nicht auf dem Schirm haben.
Ob als Ziel für einen Tagesausflug, als kulturelles Highlight abseits der Touristenpfade oder einfach als ruhiger Ort zum Verweilen – der Okunitama-Schrein bietet Euch all das und noch viel mehr. Also: Nächstes Mal, wenn Ihr in Tokio seid, steigt einfach mal in die Keio-Linie, fahrt nach Fuchu und lasst Euch verzaubern. Es lohnt sich. Versprochen!
- Adresse: 3 Chome-1 Miyamachi, Fuchu, Tokyo 183-0023
- Öffnungszeiten: Täglich 06:30–17:00 Uhr
- Eintritt: Der Besuch des Schreins ist kostenlos
- Weitere Informationen: www.ookunitamajinja.or.jp
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