Kyoto Station – Eine Überraschung? Normalerweise schenken wir einem Bahnhof eher wenig Beachtung. Meist sind wir froh angekommen zu sein und laufen schnell zum Hotel oder zu der nächsten Sehenswürdigkeit oder wir freuen uns auf die bevorstehende Reise. Doch manchmal verbirgt sich hinter oder eher über dem Bahnhof noch etwas wunderschönes. Und deshalb lohnt es sich einfach mal genauer hin zu schauen, Und bei der Kyoto Station lohnt sich das ganz besonders bei Nacht.
Kyoto Station – Ein echtes Schmuckstück bei Nacht
Ja, ich gebe zu, auch wir haben etwas gebraucht, um die besondere Schönheit der Kyoto Station zu entdecken. Bereits bei unserer ersten Reise nach Japan 2022 haben wir in der Nähe des Bahnhof unser Hotel gehabt, sind von dort aus zu Ausflügen gestartet und haben auch mal im Bahnhof gegessen. Doch der wahre Überraschungsmoment ist uns verborgen geblieben.
Erst bei unserer zweiten Japan-Reise 2023 haben wir es entdeckt. Es war unser erste Abend, wir waren müde vom Flug, wollten aber noch ein bisschen wach bleiben, um uns gleich an die neue Zeit zu gewöhnen und sind noch etwas herumgeschlendert. Und standen plötzlich in einer ganz verzauberten Welt. Unsere Müdigkeit war wie weggeblasen und wir starteten stattdessen gleich in die erste Erkundungstour unserer Reise.
Wenn Ihr also das nächste Mal in Kyoto seid, dann geht nach Einbruch der Dunkelheit von der Seite des Kyoto Tower her in den Bahnhof und nehmt einfach die Rolltreppen nach oben. Und dann lasst Euch einsaugen in das Meer an Lichtern, Lichtinstallationen und dieser verzauberten Welt. Egal zu welcher Jahreszeit.
Etwas Geschichte zur Kyoto Station
Die Kyoto Station ist heute ein modernes gläsernes Gebäude. Doch vor dem jetzigen Gebäude wurden bereits drei Bahnhöfe in Kyoto erbaut, die sich im Laufe der Zeit immer weiter entwickelten und vergrößerten. Das erste Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1877 war aus rotem Backstein, dem damals modernsten Material, und läutete damals eine neue Ära des technischen Fortschritts ein. Die Eröffnungszeremonie, an der auch Kaiser Meiji selbst teilnahm, war etwas ganz besonderes. Doch schon wenige Jahre danach wurde dieses Gebäude zu klein, um die steigende Anzahl an Pendlern zu bewältigen.
Das zweite Bahnhofsgebäude von Kyoto wurde 1914 anlässlich der Inthronisierungszeremonie des neuen Kaisers Taisho im Kaiserpalast von Kyoto gebaut. Bei diesem Gebäude handelte es sich um ein elegantes und geräumiges Bauwerk im Renaissancestil – größtenteils aus Zypressenholz erbaut. Es war zur damaligen Zeit der ganze Stolz der Bewohner. Leider vergaß am 18. November 1950 jemand, in einer der Umkleidekabinen des Bahnhofs ein Bügeleisen auszuschalten. Der so verursachte Brand breitete sich schnell aus. Da Zypressenholz leicht brennt wurde die Kyoto Station damals völlig zerstört.
Um zügig einen Ersatz zu schaffen, wurde innerhalb kürzester Zeit ein neues Bahnhofsgebäude aus Beton erreichtet – ein blockartiges zweistöckiges Gebäude mit einem achtstöckigen Turm. Es war groß und praktisch, aber hässlich. Und so kamen Anfang der 70er Jahre erste Rufe nach einer Modernisierung des Gebäudes auf. Über einen geeigneten Plan wurde allerdings zwei Jahrzehnte lang beraten.
Schließlich wurde in den 90er Jahren, anlässlich des 1200. Jahrestags der Gründung von Kyoto, ein Architektur-Wettbewerb ausgeschrieben. Von den Entwürfen von sieben Weltklasse-Architekten gewann der preisgekrönte Hiroshi Hara (der auch das Umeda Sky Building in Osaka entworfen hat) mit seiner riesigen, futuristischen Struktur aus Glas und Stahl. Dieser Entwurf war anders als alles, was Kyoto zuvor gesehen hatte. Viele Einheimische lehnten den Entwurf ab, da er nicht dem traditionellen Stadtbild Kyotos entspräche. Dennoch wurde das 15-stöckige Gebäude in drei Jahren und sieben Monaten fertiggestellt und im September 1997 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Auch heute noch gibt es die eine oder andere Kritik an dem Bahnhof, doch die meisten haben ihren Frieden geschlossen. Und Besucher sind nichts anderes als beeindruckt von diesem riesigen Bauwerk. Für mich selbst stellt der moderne Bahnhof gepaart mit dem Kyoto Tower das Gegenstück zu den traditionellen Stadtvierteln der Stadt dar.
Das Geheimnis „unterm Dach“
Viele nutzen Kyoto Station ausschließlich als Möglichkeit der Fortbewegung aus und nach Kyoto. Auch die viele tollen kleinen Restaurants im Untergeschoss sind viel besucht. Doch diese wunderschöne fast schon verzauberte Welt entdeckt Ihr erst, wenn Ihr die Kyoto Station von Norden her (vor der Seite des Kyoto Tower) betretet. Nun nehmt ihr eine der beiden Rolltreppen, die rechts und links nach oben führen.
Wir haben die rechte Rolltreppe genutzt und erreichten dann auch schon diese wundervoll beleuchtete Treppe. Die wechselnden Bilder – in unserem Fall passend zur Kirschblüte – war einfach nur beeindruckend. Wir standen bestimmt fast 10 Minuten und haben diesem faszinierenden Lichterspiel zugeschaut. Besucher, die die Treppe hinauf oder hinunter liefen, schafften dabei noch einmal eine ganz eigene Atmosphäre.
Übrigens: Seit 1998 findet jedes Jahr am dritten Samstag im Februar ein Rennen vom Fuß der Großen Treppe bis zum Gipfel statt. Die Läufer überwinden dabei 171 Stufen über eine Distanz von 70 Metern und eine Höhe von 35 Metern.
Nun ging es noch etwas höher hinaus. Wer nicht über die beleuchtete Treppe gehen möchte, der kann auch die parallel dazu verlaufende Rolltreppe nutzen. Von der aus kann man nochmals einen anderen Blickwinkel auf die Lichtertreppe erhaschen. Oben angekommen erwarten Euch verschiedene kleine Restaurants, der Ost-Park, in dem regelmäßig Konzerte stattfinden, sowie der Zugang zum „Skyway“.
Hinter dem „Skyway“ verbirgt sich ein gläserner Gang, der einmal quer über die Kyoto Station verläuft. In der Nacht ist der Skyway wunderschön beleuchtet und bietet einen grandiosen Ausblick auf dem Kyoto Tower und die Stadt. Wir hatten Glück und bei unserem Besuch waren nicht viele Besucher vor Ort. So konnten wir ausgiebig staunen und hunderte Fotos machen.
Auch nach dem Abstieg vom Skyway erwartet Euch ein Lichtermeer und tolle beleuchtet Kunst. Lasst Euch einfach noch einen Moment treiben. Vielleicht habt Ihr auch Glück und jemand spielt auf dem dort aufgestellten öffentlichen Klavier.
Und natürlich könnt Ihr auch den tollen Ausblick über den Bahnhof genießen und noch ein wenig entspannen.
Die Kyoto Station im Überblick
- Adresse: Higashishiokoji Kamadonocho, Shimogyo Ward, Kyoto, Japan
- Öffnungszeiten: 24/7, der Bahnhof ist rund um die Uhr geöffnet
- Eintritt: Der Besuch der Tokyo Station und auch des Sky Walk ist kostenlos
- Weitere Informationen: www.kyotostation.com
- Information zur Kyoto Station: Der Stand befindet sich im zweiten Stock, auf der Nordseite des Bahnhofs. Geöffnet: täglich 10:00 – 19:00 Uhr
- Touristeninformationszentrum Kyoto: Das Zentrum befindet sich im Fußgängerüberweg im zweiten Stock. Geöffnet: täglich von 8:30 bis 19:00 Uhr
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- Hier erfährst Du alles, was Du für Deinen Besuch in Kyoto wissen musst
- Alle, die Geschichte lieben sollten sich das Historische Kyoto anschauen
- Die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit der Stadt ist der Kinkaku-ji, der Goldene Pavillon
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