• Menu
  • Menu
Erdbeben in Japan - Tipps und Verhaltensweisen

Erdbeben in Japan – Tipps und Verhaltensweisen

Keine Frage, Japan ist ein faszinierendes Land, das in vielerlei Hinsicht einzigartig ist – von seiner reichen Kultur über seine hochmoderne Technologie bis hin zu seiner atemberaubenden Natur. Doch eine Reise nach Japan ist nichts für schwache Nerven – zumindest wenn man an Erdbeben denkt. Denn das Land liegt direkt auf dem sogenannten „Pazifischen Feuerring“, einer der aktivsten tektonischen Zonen der Welt. Für Japaner sind Erdbeben so alltäglich wie Regen – sie gehören einfach zum Leben dazu. Doch wie können wir uns als Reisende vorbereiten und was gilt es zu tun, wenn ein Erbeben zuschlägt?

Japan und seine Erdbeben

Japan liegt an der Schnittstelle mehrerer großer tektonischer Platten: der Pazifischen, der Philippinischen, der Eurasischen und der Nordamerikanischen Platte. Diese Platten bewegen sich ständig, und wenn sie aneinander reiben, kommt es zu Spannungen, die sich irgendwann in Form von Erdbeben entladen. Besonders die Subduktionszonen, in denen eine Platte unter die andere geschoben wird, sind hochgradig erdbebengefährdet. Kein Wunder also, dass Japan so oft von Erdbeben heimgesucht wird – es liegt quasi direkt über einem ständigen tektonischen Pulverfass.

Angesichts dieser ständigen Bedrohung könnte man meinen, dass die Menschen in Japan in ständiger Angst leben. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Japaner haben gelernt, mit Erdbeben zu leben, und sie haben sich darauf eingestellt, so gut es geht. Die Vorbereitung auf Erdbeben beginnt bereits im Kindesalter: Schon in der Grundschule lernen die Kinder, was sie im Falle eines Erdbebens tun müssen. Regelmäßige Notfallübungen gehören zum Alltag, und jeder Japaner weiß genau, wo sich der nächste Evakuierungsplatz befindet und wie er im Ernstfall handeln muss.

Erdbeben in Japan - Seismograph
UNESCO / Roger Lesage, CC BY-SA 3.0 IGO, via Wikimedia Commons

 

Auch die Gebäude in Japan sind auf die Erdbebenanfälligkeit des Landes ausgelegt. Moderne Hochhäuser in Tokio und anderen Städten sind mit speziellen Dämpfungssystemen ausgestattet, die die Erschütterungen eines Erdbebens abmildern sollen. Diese Technologien sind beeindruckend: Selbst bei einem starken Beben bewegen sich die Gebäude sichtbar, schwanken und biegen sich, aber sie stürzen nicht ein. Auch traditionelle Holzhäuser haben sich als erstaunlich widerstandsfähig erwiesen, da das flexible Material die Erschütterungen besser abfangen kann. 

Ein weiteres wichtiges Element der Erdbebenvorsorge in Japan ist das Frühwarnsystem. Dank eines Netzwerks von Seismographen und Sensoren kann das japanische Meteorologische Amt oft schon Sekunden vor einem Erdbeben eine Warnung herausgeben, die über Fernsehen, Radio und sogar über Smartphones verbreitet wird. Diese wenigen Sekunden können den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen, indem sie den Menschen ermöglichen, sich in Sicherheit zu bringen, bevor das Beben beginnt.

Erdbeben - Sichere Bauweise Kumamoto Castle
Erdbebensichere Bauweise in Kumamoto Castle

 

Was noch interessant ist, ist der Fakt, das Japan seine Beben anders kategorisiert. Während der Rest der Welt üblicherweise die Stärke des Bebens anhand der Stärke am Epizentrum auf der Richterskala messen, gibt es hier eine separate Skala. In hier verwendete JMA-Skala gibt die Stärke in den Orten selbst an, an den Auswirkungen des Bebens gemessen wird. Die Stärke ist also für unterschiedliche Orte unterschiedlich an und stellt im Prinzip die Auswirkungen des Erdbebens für Gebäude und Menschen dar. Die höchste Stufe ist dabei die Stärke 7, die unter anderem bei dem schweren Tohoku-Erdbeben, aber auch bei dem Erdbeben in Kumamoto erreicht wurde.

Tipps zur Vorbereitung auf ein Erdbeben

Eines vorab: Lasst Euch von der Angst vor einem Erdbeben nicht Eure Reise nach Japan vermiesen. Wie oben beschrieben gehören die Beben zum alltäglichen Leben hier und die Menschen sind sehr gut vorbereitet – vielleicht mehr als in jedem anderen Land der Welt. Zudem haben die meisten Beben nur eine geringe Intensität. So haben wir bisher glücklicherweise noch keine wirklich spürbares Beben erlebt.

Trotzdem ist die Natur natürlich unberechenbar und daher gibt es einige Dinge, die auch Ihr tun könnt, um im Fall der Fälle vorbereitet zu sein. Das hilft nicht nur im Notfall, sondern gibt vor allem einem selbst ein beruhigendes Gefühl – selbst wenn nichts passiert.

Nutze die Erdbeben-Frühwarnsysteme

Japan verfügt über ein sehr gutes Vorwarnsystem, dass Ihr zu Eurem Vorteil nutzen könnt. Aber Achtung: Wir reden hier meist nur von wenigen Sekunden. Diese können aber dafür sorgen, dass Ihr Euch rechtzeitig in eine sichere Position begebt, bevor das „Wackeln“ los geht.  Gerade bei schweren Beben kann das zwischen Leben und Tod entscheiden.

Wenn Ihr eine japanische SIM-Karte in Euer Handy eingelegt habt, solltet Ihr über das allgemeine  Cell Broadcast-System gewarnt werden. Wenn Ihr noch sicherer gehen wollt, installiert Euch am besten eine der verfügbaren Warn-Apps und aktiviert unbedingt jeweils die Push-Nachrichten.

Erdbeben-Frühwarnung auf dem Handy
RuinDig/Yuki Uchida, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons

 

Weitere Möglichkeiten den Vorsorge

Neben dem Frühwarnsystem gibt es natürlich auch andere Möglichkeiten, um sich auf ein mögliches Erdbeben vorzubereiten

  • Evakuierungsplan – besonders im Hotel ist es wichtig, sich den Evakuierungsplan genau studieren. So seid Ihr im Notfall (und das muss nicht nur bei einem Erdbeben sein) bereits vorbereitet und müsst Euch nicht erst informieren, wie Ihr das Hotel verlassen könnt. Wenn Ihr Euch unsicher seid, dann könnt Ihr auch gerne an der Rezeption noch einmal nachfragen, wie Ihr Euch am Besten verhalten solltet.
  • Taschenlampe und Notfallpack – Da bei einem Beben meist auch der Strom ausfällt, gibt es in fast allen Hotelzimmern auch eine Taschenlampe. Auch hier solltet Ihr Euch beim Beziehen des Zimmers darüber informieren, wo diese zu finden ist. Dann müsst Ihr nicht im Dunklen herumsuchen. Einige Hotels bieten sogar sogenannte Notfallpacks an, in denen alles wichtige vorhanden ist, das man bei einem Beben benötigt. Wer sehr ängstlich ist, der kann sich so ein Notfallpack auch selbst aus einer Wasserflasche, Keksen, einem Erste-Hilfe-Kit*, einer Taschenlampe* und Batterien*, einer Trillerpfeife* und Arbeitshandschuhen* selbst zusammenstellen.
  • Das Handy aufgeladen halten – und auf noch etwas solltet Ihr achten, da bei Erdbeben der Strom abgeschaltet wird. Versucht Euer Handy immer so gut wie möglich aufgeladen, damit Ihr es im Notfall möglichst lange nutzen könnt. Auch eine aufgeladenen Power-Bank* kann helfen, damit Ihr möglichst lange ohne Strom durchhaltet. Habt auch alle wichtigen Nummern (wie die der Deutschen Botschaft) im Handy bereit.
  • Seid bereit zum Aufbruch – Nach dem Beben solltet Ihr Gebäude so schnell als möglich verlassen. Daher solltet Ihr im Notfall bereit sein, schnell aufzubrechen. Das sind nur Kleinigkeiten wie die wichtigsten Sachen wie Euren Reisepass in einer Tasche griffbereit zu haben, die Schuhe so zu stellen, dass Ihr schnell hinein schlüpfen könnt, und auch Eure Jacke sollte schnell greifbar sein.
  • Notfallnummern notieren – Falls Ihr Euer Handy verliert, es zerstört wird oder einfach keinen Saft mehr hat, solltet Ihr Euch die wichtigsten Rufnummern inklusive der Nummer der Deutschen Botschaft auch auf einem Zettel notieren, den Ihr bei Euren Papieren aufbewahrt. So habt Ihr sie jederzeit griffbereit. Und es macht auch Sinn einen Nummer zu notieren, die kontakt werden kann, wenn Euch selbst etwas passiert ist.
  • Eine gute Reiseversicherung – Eine gute Reiseversicherung* gibt Euch die Sicherheit, dass Ihr im Notfall versorgt seid. So könnt Ihr problemlos medizinisch Versorgt und sicher wieder nach Hause gebracht werden.
Erdbeben - Notfallkit
Toby Oxborrow, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

 

Verhalten während eines Erdbeben

Sollte Euch dann doch ein Beben treffen, dann gibt es einige Verhaltensweisen, die Ihr beachten solltet. Sie können Euch dabei helfen, alles möglichst unbeschadet zu überleben:

Versucht Euch am Besten fallen zu lassen, um nicht umgeworfen zu werden. Wenn Ihr die Möglichkeit habt unter einen Tisch  zu kriechen, dann solltet Ihr das tun. Ansonsten schützt Euren Kopf und sucht Schutz unter einem Türrahmen oder in der Nähe einer Säule, die sich nicht bewegt oder von der Gegenstände heruntergefallen sind. Haltet Euch auf jeden Fall fest, damit Ihr nicht umhergeschleudert werdet.

Während des Bebens aus einem Gebäude zu laufen ist übrigens keine gute Idee. Die Gefahr von herabstürzenden Trümmern oder Stromleitungen ist in diesem Moment einfach zu gefährlich. Verlasst feste Gebäude erst wenn sich 1-2 Minuten lang nichts mehr bewegt. 

Haltet Ihr Euch gerade draußen auf, versucht so weit als möglich Abstand zu Gebäuden zu halten. Habt Ihr eine Tasche oder Rucksack dabei? Dann schützt damit Euren Kopf vor herabfallenden Trümmern.

Solltet Ihr in Bus und Bahn unterwegs sein, setzt oder hockt Euch hin und haltet Euch so gut als möglich fest. Zudem solltet Ihr mit Tasche oder Rucksack Euren Kopf schützen. Auch den der öffentlichen Nahverkehr ist mit dem japanischen Frühwarnsystem verbunden und Bahnen werden im Normalfall vor dem Beben angehalten um größere Unfälle zu vermeiden.

Wenn Ihr übrigens total überfordert seid und nicht wisst, was Ihr tun sollt, dann achtet auf die Einheimischen. Diese werden von Kindesbeinen an auf das richtige Verhalten bei Erdbeben trainiert und wissen, was zu tun ist. So könnt Ihr zumindest die Zeit bis zum Ende des Bebens überstehen und Euch dann in Ruhe sortieren.

Erdbeben - Auswirkungen
DFID – Britisches Ministerium für internationale Entwicklung, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

 

Verhalten nach einem Erdbeben

Nach einem Erdbeben solltet Ihr Euch erstmal beruhigen und dann vor allem auf die Anweisungen von zuständigen Personen egal ob Personal, Feuerwehr oder Polizei achten. Öffentliche Gebäude und Sehenswürdigkeiten werden so effizient evakuiert. Auch hier solltet Ihr Euch darauf verlassen, dass ein Beben hier immer wieder trainiert wird, um im Fall der Fälle auf alles vorbereitet zu sein.

Nach einem Beben kann auch die App Pocket Shelter Plus hilfreich sein. Hier findet Ihr den nächstgelegenen Evakuierungspunkt. Zudem biete die App die Möglichkeit im Falle einer größeren Katastrophe eine Info an Eure Lieben zu senden, dass Ihr in Sicherheit seid.

Wenn Ihr ein Gebäude verlasst, dann bitte erst nachdem sich für mindestens 1-2 Minuten nichts mehr bewegt, denn es kann immer noch zu keinen Nachbeben kommen. Und denkt daran, auf keinen Fall den Aufzug zu benutzen sondern immer die Treppe.

Seid Ihr in Eurem Hotel, informiert Euch erst, ob Ihr das Gebäude wirklich verlassen müsst. Sollte es nicht einsturzgefährdet sein, dann ist es meistens sicherer, dort zu bleiben und erstmal abzuwarten. Bei Fragen hilft Euch das Personal sicher gerne weiter. 

Solltet Ihr irgendwo (z.B. durch eine klemmende Tür oder im Aufzug) gefangen oder verschüttet sein, dann macht Euch lautstark bemerkbar. Ihr werdet dann mit Sicherheit schnellstmöglich gerettet. Solltet Ihr verletzt sein, dann wendet Euch an das Personal oder einen anderen Einheimischen und bittet um Hilfe. 

Auswirkungen des Erdbeben in Kumamoto
Auswirkungen des Erdbeben in Kumamoto

 

Die unterschätzt Gefahr nach dem Erdbeben – Der Tsunami

Nach Erdbeben kommt es immer wieder zu Tsunamis, die dann noch mehr Schäden nach sich ziehen und Menschenleben fordern. Doch diese werden oft unterschätzt. 

Solltet Ihr Euch in der Nähe der Küste aufhalten und eine Tsunami-Warnung erhaltet, dann solltet Ihr schnellstmöglich höhergelegene Gebiete aufsuchen. So könnt Ihr Euch selbst in Sicherheit bringen, denn im Gegensatz zum Erdbeben-Frühwarnsystem habt Ihr bei einer Tsunami-Warnung noch etwas mehr Zeit zum evakuieren.

In Küstenregionen gibt es übrigens regelmäßig Schilder, die Euch anzeigen, auch welcher Höhe Ihr Euch befindet und in welche Richtung Ihr noch höhere Gebiete erreichen könnt. Auch Entfernungen zu sicheren Orten sind hier angegeben.

Tsunami-Informationen in Kamakura
Tsunami-Informationen in Kamakura

 

Fazit – Respekt aber keine Angst

Zusammengefasst lässt sich sagen: Ja, man sollte vor Erdbeben Respekt haben und sich im Klaren sein, dass diese jederzeit passieren können. Aber man sollte sich auch seine Japan-Reise nicht vor lauter Angst vermiesen lassen. Japan und seine Bevölkerung ist sehr gut auf solche Ereignisse vorbereitet. Und wenn Ihr einige Verhaltensweise im Kopf habt, dann könnt Ihr auch ein solches Ereignis überstehen. 

Zum Schluss bleibt mir, uns allen die Daumen zu drücken, dass wir die Verhaltensregeln bei einem Erdbeben nie benötigen.

Erdbeben in Japan - Tipps und Verhaltensweisen
Z22, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

 

Zum Weiterlesen

Transparenz und Vertrauen: In diesen Beitrag befinden sich Empfehlungs-Links, welche mit *gekennzeichnet sind. Diese bedeutet für dich keine Mehrkosten, aber: Wenn du über einen dieser Links etwas kaufst, erhalte ich eine kleine Provision. Diese hilf mir, diese Seite zu betreiben und unterstützt den Blog und meine Arbeit. Vielen lieben Dank!

Empfehlungen

Nutzt Du diese Links, dann erhalte ich eine kleine Provision. Du hast dadurch keine Extra-Kosten, unterstützt mich aber dabei, diesen Blog zu betreiben

Sharing is caring
Kathleen

Hallo! Ich bin Kathleen und Begründerin von "Verliebt in Japan". Hier teile ich meine Liebe zu Japan und möchte anderen Reisenden helfen, Ihr eigene Reise in das Land der aufgehenden Sonne zu planen. Eine Reise nach Japan gehört für uns mindestens ein bis zwei Mal im Jahr einfach dazu.

Alle Beiträge des Autors